Auto & Verkehr

Der Kleine mit dem großen Multimedia-Programm

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Seat Infotainment: Full-Link-System

Infotainment spielt im Seat Ibiza auf hohem Niveau: Mit dem Full-Link-System lassen sich Routenführung, Musik und SMS vom Smartphone auf den Bordmonitor holen.

Wer im kleinen Seat Ibiza die Kommunikationstechnik zusammenstellt, achte auf ein Detail, das sich lohnt. Fur die Modellvarianten Reference und Style ist nur ein einfaches Audiosystem namens Touch Colour erhältlich, das 250 Euro Aufpreis in ersterem kostet und zur Serienausstattung des letzteren gehort. Musikwiedergabe von SD-Karte und via USB gehoren ebenso dazu wie der Bluetooth-Freisprecher furs Handy. Das Mediasystem Plus bringt demgegenuber (fur 285 Euro im Style, Serienausstattung im FR und Cupra) einen großeren Monitor, einen CD-Spieler im Handschuhfach sowie eine Sprachbedienung mit. Weitere 400 Euro kostet schließlich das Navigationssystem mit TMC, es ist Serienausstattung im Cupra.

Doch nun wird die Sache interessant: Statt der Werksnavigation kann man fur 170 Euro im Style, FR und Cupra das Full-Link-System bestellen. Routenfuhrung, Musik und SMS lassen sich dann vom per Kabel angebundenen Smartphone auf den Bordmonitor holen. Die Stichworte lauten Android Auto und Apple Carplay, wir hatten unlängst berichtet. Wer das Seat-Navi dazu ordert, hält sich alle Moglichkeiten offen – und kann jederzeit wechseln. Wir haben zunächst das hauseigene System mit dem beruhrungsempfindlichen 17-Zentimeter-Display ausprobiert.

Die Anlage erscheint kreuzbrav: Zwei Drehsteller fur Lautstärke und Zoom sind selbsterklärend, ebenso die Menutasten links und rechts der Anzeige, sie fuhren in die entsprechenden Unterabteilungen. Es gibt eine eigene Taste fur Verkehrsmeldungen, die sich allerdings nur aus dem Gratiskanal TMC speisen, immerhin jedoch in Listendarstellung ordentlich präsentieren – und in der Karte ebenfalls erscheinen.

Zusatzdisplay zwischen Tachometer und Drehzahlmesser

Das Navi bringt einen guten Spracherkenner mit, so dass die Zieleingabe nur wenig ablenkt. Man kann Ort, Straße und Hausnummer in einem Rutsch vorgeben. Die Karte (mit Tempo-Hinweisen und Fahrspurassistenten) ist präzise gezeichnet, die Darstellung wirkt aufgeräumt und kann ihre Anleihen an anderen Systemen des VW-Konzerns nicht leugnen. Sogar der Annäherungssensor, der Hand- und Fingerbewegungen vor dem Monitor erfasst und dann entsprechende Bildschirmmenus einblendet, ist vorhanden. Ein Zusatzdisplay zwischen Tachometer und Drehzahlmesser zeigt Hinweise in Pfeildarstellung.

Kurzum: Sieht man von den Verkehrsinfos ab, gefällt die Navigation durchaus. Auch im Telefonmenu herrscht eitel Sonnenschein: Die Sprachwahl arbeitet ordentlich, es gibt einen Zugriff auf die Anruflisten und naturlich das Telefonbuch. Eine Suchfunktion ist dabei, und das kleine Extra ist die Moglichkeit, SMS-Nachrichten auf dem Display zu lesen – und sogar zu schreiben, selbst während der Fahrt. Weniger ablenkend ist der Einsatz von Textbausteinen, die ebenfalls parat stehen. Das Programm lohnt sich also, man bekommt etliche Finessen aus der gehobenen Mittelklasse im Kleinwagen.

Aber das entscheidende Detail ist Full Link: Nach Anschluss eines Androiden oder iPhones mit dem passenden Kabel lassen sich die beiden alternativen Kommunikationssysteme von Google und Apple nutzen. Als weitere Auswahl steht Mirrorlink bereit, es funktioniert jedoch nur mit ganz wenigen Androiden. Wir nahmen die beiden erstgenannten – und waren diesmal besser bedient als zuvor. Im Einsatz mit einem Moto X Force Baujahr 2016 lief Android Auto nicht mehr ganz so ruckelig wie bei unseren vorhergehenden Versuchen.

Die Startprobleme traten seltener auf, aber beseitigt sind sie nicht. Dass das Google-System mit Ausnahme der Verkehrsmeldungen eher schwach bleibt, daran ändert sich ebenfalls nichts. Mit Apple und Carplay gab es nicht das kleinste Problem. Die beiden Rivalen haben indes einen Nachteil gemeinsam: Sie konnen nicht viel.

Wer unabhängig vom Smartphone navigieren will, nehme also die 400-Euro-Anlage. Wie klingt das Ganze? Im Akustik-Check machte bereits das Standardrepertoire viel Spaß. Bluesrock von Van Morrison stand klar und präzise im Raum, und selbst die knackigen Bässe von Dr. Dre bereiteten der Anlage dank Subwoofer kaum Probleme. So lag es nahe, auch Klassik und Konzertantes auszuprobieren, und wir wurden nicht enttäuscht. Der Klang im Kleinwagen ist uberraschend gut und damit ein weiteres Argument fur die teurere Anlage.