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Der grüne Elfer kommt aus Bayern

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BMW meint es ernst mit der neuen Mobilität. Der i8 Prototyp ist ein Sportwagen, der rein elektrisch fahren kann. Er hat einen Allradantrieb und 362 PS. Eine erste Probefahrt.

BMW will es wissen. Die pompöse Premiere des elektrischen i3 war erst der Anfang. München meint es ernst mit der neuen Mobilität und schickt dem eher rationalen Stadtwagen i3 (kommt im Spätherbst) noch den i8 hinterher, einen Sportwagen, der dank aufwendiger Hybrid-Technik rein elektrisch fahren kann – 35 Kilometer weit.

Marktpremiere soll im Frühjahr 2014 sein, und für die Emotionen sorgt ein brandneuer, hochaufgeladener Dreizylindermotor im Heck, der aus 1,5 Liter Hubraum 231 PS (170 kW) holt. Zusammen mit der E-Maschine vorn werden 362 PS (266 kW) geboten. Der Elektromotor boostet immer, daher die sehr guten Fahrleistungen, die der i8 auf ersten Probefahrten auf der BMW-Teststrecke im südfranzösischen Miramas unter Beweis stellte. Offenbar ist es dem Team um Projektleiter Carsten Breitfeld gelungen, zwei Welten zusammenzubringen. Dass der i8 so gut fährt, hat freilich nicht nur mit den Motoren, sondern auch mit dem extrem niedrigen Schwerpunkt und der Bauweise des Sportlers zu tun. Wie im i3 kommen nahezu ausschließlich Carbon (50 Prozent leichter als Stahl) und Aluminium zum Einsatz, die Karosserieteile bestehen außerdem zum Teil aus Kunststoff (das Frontend zum Beispiel). So gelingt es, die 210 zusätzlichen Kilogramm aus E-Motor, der Leistungselektronik und der Lithium-Ionen-Batterie, die im Mitteltunnel steckt, weitgehend zu kompensieren. Mit knapp 1490 Kilo Gewicht sei der 4,70 Meter lange und 1,29 Meter flache i8 ein Leichtgewicht in seiner Klasse.

Das Motoren-Duo beschleunigt den Zukunfts-BMW in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, in der Spitze wird bei 250 km/h abgeregelt. Der Normverbrauch von ungefähr 2,5 Liter dürfte sich bei 250 verfünffachen. Nach Knopfdruck fährt der i8 relativ zahm und rein elektrisch maximal 35 Kilometer weit, dabei sind maximal 120 km/h möglich. Aufladen lasst sich die Batterie in knapp drei Stunden an einer gewöhnlichen Steckdose.

Mit der BMW-Ladestation (Option) dauert es nur zwei Stunden. Hängt der Wagen am Stromnetz, kann er vorkonfiguriert, also gekühlt oder erwärmt werden. Im Sport-Modus – auch der i8 hat einen Fahrerlebnis-Schalter – wird der Ladezustand der Batterie immer hoch gehalten (der Dreizylinder lädt, außerdem wird selbstverständlich rekuperiert, also die beim Bremsen „vernichtete“ Energie in die Batterie geschickt), so dass man in Frankfurt losfahren kann und in Köln mit optimaler E-Reichweite ankommt. Der Benzintank fasst 45 Liter.

Bei ersten Probefahrten in getarnten, aber so gut wie serienreifen Prototypen konnte das Hybrid-Konzept durchaus beeindrucken. Der Heckmotor erzeugt einen sehr schönen Sound, das Zusammenspiel mit dem E-Motor, der zusätzliche Leistung liefert, klappt prima. Auch wegen des Allradantriebs (im E-Modus ist dieser BMW ein Fronttriebler) ist der i8 vorbildlich lange neutral und kaum in Verlegenheit zu bringen. Der Porsche 911, den die BMW-Mannen immer als Referenz anführten, hat offenbar zum ersten Mal einen echten Gegner aus Deutschland. Wie der Elfer ist der BMW ein 2+2-Sitzer. Auf der Rückbank (Einzelsitze) kommen aber allenfalls Kinder unter. Den Innenraum durften wir nicht fotografieren, die Instrumente sind virtuell, wie im 3er steht der Navi-Monitor separat auf dem Armaturenbrett, der Schalthebel (Sechsgang-Automatik) ist der gleiche wie in anderen BMW. Ledersitze werden Serienausstattung sein.

Ein Blickfang sind die nach oben öffnenden Schmetterlingstüren, die von Beginn an zum Konzept gehörten. Der Einstieg fällt leichter als gedacht. Im Heck hat der i8 einen kleinen Kofferraum (155 Liter Fassungsvermögen), trotz des hier sitzenden Motors. Rechnet man den Stauraum auf den „+2-Sitzen“ ein, geht auch längerer Urlaub zu zweit. Gebaut wird der i8 ebenso wie der i3, der im Prinzip den gleichen E-Motor – von BMW – hat, in Leipzig, Weltpremiere ist auf der IAA, der Verkauf erfolgt über spezielle BMW-i-Händler sowie das Internet und „mobile Sales Agents“, die ihre Kunden auch zu Hause aufsuchen. Es ist mit einem Grundpreis von rund 125.000 Euro zu rechnen, weitere Versionen soll es nicht geben, außer vielleicht ein Cabriolet. Der i8 wird in 50 Ländern verkauft, Hauptmarkt dürften die Vereinigten Staaten sein. Über Absatzziele schweigt sich BMW aus, aber den Audi R8 (in diesem Jahr bis Juli 460 Einheiten in Deutschland, Porsche setzte dagegen fast 4700 Elfer ab) will man schon deutlich schlagen.