Auto & Verkehr

Zum Stellplatz ein Carsharing-Auto

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Mit einem Patenschaftsmodell für Carsharing-Fahrzeuge erhöhen die Anbieter Citeecar und Book-n-Drive die Drehzahl auf dem Markt fürs Autoteilen in Frankfurt. Das Verbraucherthema

Der typische Carsharing-Kunde in Frankfurt holt sein Auto bisher an einer festen Carsharing-Station ab. Anders als in Berlin, München oder Hamburg stehen in der Stadt keine Mietautos von Autoherstellern wie Daimler (Car2go) und BMW (Drive now) am Straßenrand, die nach Belieben gebucht und im Stadtgebiet wieder abgestellt werden können.

In diese Lücke ist im vergangenen Herbst der Anbieter Citeecar gestoßen. Das Unternehmen löst das Stellplatzproblem, das für jeden Carsharing-Anbieter in Großstädten das größte Hindernis für den Ausbau seiner Flotte darstellt, auf eigene Weise. Für die Fahrzeuge von Citeecar können sich sogenannte Hosts bewerben, die einen Parkplatz, eine Garage oder auch einen Anwohnerparkplatz mit Ausweis zur Verfügung stellen.

Stadt reglementiert Patenschaft

Wer sich zudem bereit erklärt, das Fahrzeug – ausschließlich Kia-Rio-Modelle (entspricht VW-Polo-Klasse) – zweimal im Monat durch die Waschstraße zu schicken und gelegentlich die Werbetrommel zu rühren, bekommt ein Gemeinschaftsauto vor die Tür gestellt, 20 Kilometer im Wert von 4,80 Euro und jeden Monat 100 Freistunden gutschrieben. Außerdem muss der Host keinen Extra-Beitrag zur Senkung der Selbstbeteiligung im Schadensfall zahlen.

Nach Angaben des Unternehmens, das am Standort Frankfurt mit 50 Fahrzeugen angefangen hat, stehen inzwischen 70 Citeecars am Straßenrand. Für zwei Drittel davon hätten Privatleute eine Stellplatzlösung geschaffen, unter diesen auch mehrere Nutzer mit Bewohnerparkausweis.

Die Frage, ob diese auch für Carsharing-Fahrzeuge beantragt werden können, war in Frankfurt zunächst strittig. Inzwischen hat Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) grünes Licht gegeben, unter der Auflage, dass derjenige, der den Parkausweis beantrage, auch der Hauptnutzer des Fahrzeugs sei. Dies könne man notfalls über die Abrechnungen der Carsharing-Anbieter kontrollieren.

Firmen locken mit Fahrtguthaben

Die Stadt handelt auch im eigenen Interesse, denn sie mischt über die Tochtergesellschaft Book-n-Drive, an der sie rund 60 Prozent hält, mit im Carsharing-Geschäft. Mit dem Start der neuen Konkurrenz hat auch Book-n-Drive, mit 400 Autos der größte Anbieter in Rhein-Main, ein Patenschaftsmodell für seine Cityflitzer vorgelegt, von denen die ersten seit ein paar Tagen am Straßenrand stehen. Zirka 30 sollen es in einem ersten Anlauf werden. Rund 190 Personen haben ihr Interesse bekundet. Im Idealfall bringen sie einen Stellplatz vor der Haustür mit. Plätze mit Bewohnerparkausweis – das ist auch Bedingung bei Citeecar – kommen nur dann in Frage, wenn es realistisch ist, dass für das Gemeinschaftsauto ein freier Parkplatz in einem bestimmten Radius gefunden wird.

Für einen festen Stellplatz spendiert Book-n-Drive den Autopaten ein Fahrtguthaben von 50 Euro im Monat, 25 gibt es für einen Stellplatz mit Parkausweis, zudem in beiden Fällen 50 Prozent auf den Zeitpreis in der Zeit von 22 bis 6 Uhr. Die Paten sollen ein Auge auf das Auto haben, müssen es aber nicht durch die Reinigung schicken. Der Vorteil im Vergleich zu Citeecar besteht auch darin, dass das Fahrtguthaben innerhalb eines Jahres aufgespart werden kann, etwa für eine größere Reise. Mit Book-n-Drive darf der Autoteiler in jedes europäische Land reisen.

Mindestens zwei Stunden buchen

Der Vergleich lohnt sich auch bei den Preisen. Citeecar, der sich als Discounter der Branche versteht, war im Oktober mit einem Preis von 20 Cent für den gefahrenen Kilometer gestartet, inklusive Benzin. Inzwischen wurde das Kilometergeld um vier Cent erhöht, dafür ist die monatliche Grundgebühr von fünf Euro weggefallen. Dies hätten viele Kunden als Hürde empfunden, sagt ein Sprecher.

Neu in den Abendstunden ist ein Zeittarif von zwei Euro, der schon um 17 Uhr beginnt (bis Mitternacht). Danach und davor kostet die Stunde unter der Woche einen Euro. Auch am Wochenende beträgt die Miete durchweg zwei Euro die Stunde. So oder so: Unter zwei Stunden kann grundsätzlich kein Auto gemietet werden. Das wird in der Werbung gern verschwiegen. Im Preisvergleich mit den anderen Anbietern in der Tabelle auf dieser Seite schneidet Citeecar nach 17 Uhr und am Wochenende schlechter ab als die Konkurrenz.

Die Branche wächst

Der Nachteil bei Book-n-Drive und Stadtmobil: Sie arbeiten mit vielen unterschiedlichen Tarifen. Es macht etwas Mühe, sich damit auseinanderzusetzten, aber es lohnt sich. Mit dem Classic-Tarif von Stadtmobil etwa fährt derjenige gut, der Carsharing regelmäßig nutzt, da Zeit- und Kilometertarif reduziert sind. Der RMV-Tarif hat günstige Fixkosten. Bei Book-n-Drive lohnt sich der Abo-Tarif für alle, die längere Fahrten in einem Monat planen. In der Tabelle ist der Kleinwagen des Anbieters am Wochenende mit 112 Euro am günstigsten. Zwar wird im Abo-Tarif ein Grundpreis im Monat von 14,90 Euro berechnet, aber der Kunde kann mit zwei Wochen zum Monatsende in einen anderen Tarif wechseln.

Mit allen vier Anbietern in Frankfurt sind Autoteiler im Übrigen bundesweit in größeren Städten mobil. Die Systeme werden zudem weiter ausgebaut. Wie die Carsharing-Tochter der Deutschen Bahn und Kooperationspartner von Book-n-Drive angekündigt hat, wollen Car2Go und Flinkster im Sommer ihre beiden Angebote verknüpfen. Damit steht ein Netz von mehr als 6600 Fahrzeugen zur Verfügung.