Auto & Verkehr

VW verzögert E-Autos in China

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Obwohl Volkswagen das Elektroauto Carely für den chinesischen Markt fertig entwickelt hat, wird das Auto nicht produziert. Es fehlt an Kaufinteressenten und an elektrischen Stationen.

Ein weiterer Schlag für die Elektromobilität in China: Volkswagen als wichtigster Pkw-Hersteller im größten Neuwagenmarkt der Welt produziert ein fertigentwickeltes Elektrofahrzeug nicht, weil es an Nachfrage und Ladestationen fehlt. Dabei handelt es sich um das Modell Carely (Kaili) des Gemeinschaftsunternehmens mit FAW in Changchun. Offenbar liegt auch die Markteinführung eines weiteren E-Fahrzeugs auf Eis, des Tantus, den VW in Zusammenarbeit mit SAIC aus Schanghai konzipiert hat.

Um dem Drängen der chinesischen Regierung nachzugeben, sahen sich die Partner genötigt, zwei eigene Marken zu gründen. Als deren erste Modelle sollten der Carely und der Tantus 2014 auf den Markt kommen. Wie die F.A.Z. in Peking erfuhr, könnte die Volumenherstellung bereits beginnen. Da es aber an Kaufinteressenten und an elektrischen Stationen mangelt, ruht die Produktion. „Ein Marktstart der Modelle richtet sich natürlich auch nach der Infrastruktur und der Nachfrage“, bestätigte ein VW-Sprecher.

Das größte und am schnellsten wachsende Absatzgebiet

Am Mittwoch hatte schon die Nachricht überrascht, dass das chinesische Gemeinschaftsunternehmen von BMW sein Elektroauto Zinoro 2014 aus denselben Gründen nicht zum Kauf, sondern nur zur Miete anbieten wird. Die Beispiele zeigen, dass die Entwicklung der Fahrzeuge weniger dem Markt und den Geschäftsinteressen der Hersteller als dem Druck der Regierung entspringt. Sie will mehr Innovationen nach China verlagern und das Land zum Technologieführer für alternative Antriebe aufbauen.

Den Herstellern ist die Verzögerung bei den elektrischen Ladenhütern nicht unrecht, denn so können sie ihre Kapazitäten für die viel gefragteren Modelle mit Verbrennungsmotoren nutzen. Am Mittwoch hatte VW-Landeschef Jochem Heizmann auf der Automesse in Guangzhou (Kanton) gesagt, die Nachfrage übersteige die Fertigungsmöglichkeiten. „Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir mehr Kapazität hätten.“ China ist für Europas führenden Autobauer das größte und am schnellsten wachsende Absatzgebiet. Der gesamte Pkw-Markt wuchs hier bis Oktober um mehr als 16 Prozent, obgleich zu Beginn des Jahres nur 6 Prozent vorausgesagt worden waren. Volkswagen legte stärker zu als der Markt und plant das auch für die Zukunft.

Der Careley wurde im Oktober auf einer Automesse für alternative Antriebe in Peking vorgestellt. Ähnlich wie am Mittwoch im Falle des Zinoro hatte das VW-Joint-Venture die deutsche Presse zu der Präsentation nicht eingeladen. Am Mittwoch hatte VW angekündigt, außerhalb der neuen China-spezifischen Marken Carely und Tantus bis 2018 weitere 15 eigene Elektromodelle in der Volksrepublik einzuführen. Damit sich das rechnet, müssen sich der Markt und die Ladenetze bis dahin noch stark entwickeln.