Inland

Wie impft man Millionen?

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Sobald das erste Vakzin zugelassen ist, kann es eigentlich losgehen. Die Länder sollen in wenigen Wochen in der Lage sein, Massenimpfungen zu verabreichen. Doch vielfach ist noch gar nicht klar, wo genau die Zentren stehen sollen.

Das Coronavirus wütet wie im Frühjahr, die Lage auf den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser ist angespannt, Unternehmen steuern in großer Zahl auf die Pleite zu. Und doch zeugen die Worte maßgeblicher Politiker von wachsender Zuversicht im Kampf gegen die Pandemie. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte am Montag die Erwartung, dass Impfungen gegen das Virus spätestens Anfang des kommenden Jahres möglich seien. Vielleicht sogar schon bis Jahresende. „Wenn wir gemeinsam diesen harten, schwierigen Corona-Winter hinter uns gebracht haben, wird auch die Bereitschaft steigen, dieses Impfangebot anzunehmen“, sagte Spahn bei einem Besuch des Impfstoffherstellers IDT Biologika in Dessau-Roßlau.

Bei dem Unternehmen, das einen eigenen Impfstoffkandidaten entwickelt, hat Spahns Ministerium fünf Millionen Impfdosen bestellt. Von einem zweiten Impfstoff, den das Mainzer Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer entwickelt haben, erwartet Spahn bis zu 100 Millionen Dosen. Zudem liegt eine Bestellung bei dem Tübinger Hersteller Curevac vor. Laut Spahn hat sich die Bundesregierung über die EU-Kommission oder bilaterale Verträge und Optionen allerdings noch deutlich mehr Impfdosen gesichert, die Rede ist von mehr als 300 Millionen.

„Auch bei zwei Dosen pro Impfung hätten wir dann genug für die eigene Bevölkerung und könnten mit anderen Ländern teilen“, sagte Spahn. Es gehe nun darum, Strukturen für die große Impfkampagne aufzubauen, bei der sogenannte Impfzentren eine wesentliche Rolle spielen. „Wir wollen vorbereitet sein“, sagte Spahn in Dessau. In einem Zeitungsinterview hatte er zuvor gesagt, er habe die Bundesländer gebeten, dass die Impfzentren schon Mitte Dezember einsatzbereit sein sollen.

„So schnell wie möglich starten“

Bis Mitte Dezember ist es nicht mehr lange hin, die Zeit drängt. In Niedersachsen hat die Landesregierung schon am vergangenen Donnerstag als eines der ersten Länder eine Impfstrategie vorgelegt. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Innenminister Boris Pistorius gemeinsam mit Gesundheitsministerin Carola Reimann. Sobald der erste Impfstoff zugelassen und verfügbar sei, werde man „so schnell wie möglich starten“, versprachen die beiden Sozialdemokraten. Die Logistik sei komplex, denn die Impfschemata und Temperaturanforderungen seien je nach Impfstoff verschieden. Aber die Behörden seien darauf vorbereitet. In dem Bundesland ist geplant, rund 60 Impfzentren aufzubauen. Jede dieser Einrichtungen soll ein Gebiet mit rund 150.000 Einwohnern abdecken.

Das Coronavirus in Deutschland

Die Kommunen wählen vor Ort geeignete Gebäude aus, richten diese ein und werben Krankenpfleger und Sanitäter an. Das Land trägt die Kosten, verteilt den Impfstoff, organisiert die Terminvergabe und rekrutiert die Ärzte. Aus den verschiedenen Berufsgruppen sollen dann sogenannte Impfteams zusammengestellt werden. Ein Arzt ist zwingend erforderlich, um das etwa dreiminütige Aufklärungsgespräch vor der Impfung zu führen. Daran will niemand rütteln, um die Sicherheit und damit auch die Akzeptanz des Imfpvorgangs nicht zu gefährden. Die Nadel dürfen dann auch Krankenschwestern oder Medizinstudenten setzen. Gesundheitsministerin Reimann rechnet damit, dass jedes Team etwa zwanzig Personen pro Stunde impfen kann. Wann genau es losgeht, konnte Reimann noch nicht genau sagen. „Unmittelbar im neuen Jahr oder im Februar“, sagte sie.