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Kevin Mayer: Von Disney zu Tiktok

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Kevin Mayer, Streaming-Chef von Disney, besucht den sogenannten accelerator space des Unternehmens.

Es war ein Paukenschlag, als der amerikanische Unterhaltungskonzern Walt Disney im Februar einen Wechsel an der Spitze ankündigte. Bob Iger, der das Unternehmen seit 2005 geführt hatte, gab seinen Posten mit sofortiger Wirkung ab. Sein Vertrag wäre eigentlich bis Ende nächsten Jahres gelaufen. Aber nicht nur der früher als geplante Abschied Igers überraschte, sondern auch die Wahl des Nachfolgers. Denn an seine Stelle rückte Bob Chapek, der zuvor das Geschäft mit Freizeitparks und Lizenzprodukten geführt hatte. Damit hatte er zwar in aussichtsreicher Position gelegen, aber einige Beobachter hatten erwartet, dass Kevin Mayer einmal Disney-Chef werden würde. Mayer ist seit 1993 im Unternehmen, und er führte zuletzt das Geschäft mit Videoplattformen wie dem im November vergangenen Jahres gestarteten Dienst „Disney+“. Das sind derzeit die großen Hoffnungsträger im Konzern.

Nur wenige Monate nach diesem Führungswechsel kehrt Mayer seinem langjährigen Arbeitgeber den Rücken – und geht zu einem deutlich jüngeren Unternehmen. Mit Wirkung vom 1. Juni wird er Vorstandsvorsitzender der aufstrebenden Video-App Tiktok. Er wird außerdem als Chief Operating Officer das Tagesgeschäft des chinesischen Tiktok-Mutterkonzerns Bytedance führen. Dort soll er fortan direkt an den Gründer und Vorstandschef Yiming Zhang berichten.

Beliebteste Apps der Welt

Tiktok ist ein soziales Netzwerk und zählt derzeit zu den beliebtesten Smartphone-Apps auf der Welt. Die Plattform hat um die 800 Millionen Nutzer. Sie ist bekannt für kurze Videos, zum Beispiel Clips, in denen Nutzer zu bestimmten Musiktiteln tanzen oder die Lippen bewegen. Sie hat inmitten der Corona-Krise noch einmal zusätzlich an Popularität gewonnen. Ihre Verbindung zum chinesischen Mutterkonzern Bytedance hat aber in der westlichen Welt auch für Argwohn gesorgt. Bytedance gilt als das teuerste Start-Up-Unternehmen der Welt und ist von Investoren mit mehr als 75 Milliarden Dollar bewertet worden.

Der neue Tiktok-Chef Kevin Mayer gab sich in einer Stellungnahme alle Mühe, seine Rekrutierung nicht als Bruch mit Disney erscheinen zu lassen. Er sagte, er sei Bob Iger sehr dankbar für seine „visionäre Führung“ und dafür, dass er ihm ein Mentor gewesen sei. Dankbar sei er auch dem neuen Disney-Chef Bob Chapek, den er sehr bewundere.

Disney kämpft derzeit mit gewaltigen Schwierigkeiten. Viele Sparten des Konzerns wie die Freizeitparks oder die Filmsparte sind von der Corona-Krise schwer getroffen. Die von Kevin Mayer bislang verantwortete Videopattform Disney+ ist allerdings ein großer Erfolg und hat seit ihrem Start schon rund 55 Millionen Abonnenten gewonnen.