
Bei Fiorello geht es immer lustig zu. Der aus Catania auf Sizilien stammende Entertainer kann alles, was man im Showgeschäft können muss – und noch etwas mehr. Durch die einschlägigen Unterhaltungssendungen im Fernsehen und im Radio führt er geistreich, seit Jahr und Tag. Dazu kann er singen, schauspielern und vor allem Stimmen imitieren. Zur Höchstform lief er jüngst wieder beim Schlagerfestival in San Remo auf, das er gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Amadeus präsentierte.
Das war vom 4. bis 8. Februar. Noch nicht lange her, und doch schon eine Ewigkeit, denn San Remo fand noch vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie statt. Wie alle 60 Millionen Italiener sitzt auch Fiorello seit gut sechs Wochen daheim und befolgt ordnungsgemäß die Ausgangssperre. Die soll nun vom 4. Mai an schrittweise gelockert werden, ebenso wie der fast vollständige „Shutdown“ der Wirtschaft, wie die Regierung in Rom am Freitag verkündete. Damit beginnt die sogenannte „Phase 2“, der Übergang von der „Phase 1“ des akuten Notstands zu einigermaßen normalen Verhältnissen.
Rückkehr zur Normalität erst im nächsten Jahr
Eine vollständige Rückkehr zur Normalität – das wäre dann die „Phase 3“ – werde es in diesem Jahr aber noch nicht geben können, hieß es aus Rom. Darauf müsse das Land bis mindestens 2021 warten. Zu den Schritten der Vorsicht, so hatte der Chef der von Ministerpräsident Giuseppe Conte berufenen Taskforce für die „Phase 2“ Mitte der Woche durchsickern lassen, müsse auch gehören, dass es für ältere Bürger vorerst bei der Ausgangssperre bleibe.
Denn bekanntlich bestehe für ältere Menschen eine erhöhte Gefahr, nach einer Infektion mit dem Coronavirus schwer und womöglich lebensbedrohlich an Covid-19 zu erkranken. Zu ihrem eigenen Schutz sollten Ältere also weiter zu Hause bleiben. Als Grenze zwischen Jung und Alt war die Vollendung des sechzigsten Lebensjahres im Gespräch.
Diesen Umstand nahm Fiorello zum Anlass zu einem Video von daheim, das sich über die sozialen Medien rasch verbreitete. Fiorello wird nämlich, so teilt er eingangs mit, am 16. Mai seinen sechzigsten Geburtstag feiern. Deshalb werde er die Zeit zwischen dem 4. und dem 16. Mai für eine „uscitina“, einen „kleinen Ausgang“, nutzen, lässt er wissen. Mit Mundschutz und Einweghandschuhen, versteht sich, um sich am 16. Mai wieder der Ausgangssperre zu unterwerfen.
„Meine sechzig Jahre alten Freunde“, wendet sich Fiorello an seine Alterskohorte: „Ich weiß, ihr denkt, ihr seid noch jung. Aber so ist es nicht. Wir treten ein in den Kreis der Alten. Wir sind gefährdet wie der Panda, der Orang-Utan, der Himalaya-Kolibri. Und wenn sie uns sagen, dass wir nicht mehr ausgehen dürfen, dann bleiben wir zu Hause.“ Bloßer Jux war Fiorellos Video nicht. Gerontologen und Verfassungsrechtler hatten sich schon zuvor zu Wort gemeldet, vor den nachteiligen physiologischen, sozialpsychologischen und rechtlichen Folgen einer solchen Grenzziehung gewarnt. Ministerpräsident Conte, von Beruf Juraprofessor, ließ erkennen, dieser Empfehlung seiner Taskforce werde er nicht folgen.
Rückkehr in die Ferienwohnung
Anderen aber schon. Zum Beispiel jener, Fabriken und Büros, Restaurants und Kaffeebars, Parks und Erholungsanlagen schrittweise öffnen zu lassen. Als erste sollen Unternehmen, die land- und forstwirtschaftliche Geräte herstellen, schon vor dem Stichtag für den Beginn der „Phase 2“, nämlich bereits am kommenden Montag, den Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Das Baugewerbe, die Textil- und Modebranche sollen dann pünktlich am 4. Mai starten- damit würden nach Schätzungen rund 2,8 Millionen Menschen die Arbeit wieder aufnehmen – und ein Verkehrsmittel nutzen. Eine Woche später ist dann der Einzelhandel an der Reihe.
