Ausland

Krieg im Jemen: Eskalation in Zeiten von Flut und Seuchen

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Kämpfer der Separatisten im Süden des Jemen übernehmen am 26. April die Macht in Aden

Die saudischen Soldaten wirkten nicht sonderlich schockiert. Sie posierten sogar fröhlich auf einem Erinnerungsbild. Milizionäre der südjemenitischen Separatisten waren am Sonntag am Sitz der Zentralbank in Aden aufgetaucht und hatten den ausländischen Militärs erklärt, sie würden jetzt selbst die Bewachung übernehmen. Dabei markiert die Übernahme, deren freundliche Bilder von den Sezessionisten verbreitet wurden, eine Eskalation des seit fünf Jahren andauernden Kriegs im Jemen zu einem gefährlichen Zeitpunkt.

Während das Coronavirus das verwundbare Land erreicht hat, dessen Bevölkerung schon von einer Cholera-Epidemie geschwächt ist, Springfluten vielerorts große Zerstörungen hinterlassen haben und im Norden die schiitischen Houthi-Rebellen neue Eroberungen melden, eröffnen im Süden die Separatisten eine neue Front. Am Sonntagmorgen verkündete der „Südliche Übergangsrat“ (STC), er werde fortan im Süden die Regierungsgeschäfte führen. Die Korruption und die Misswirtschaft in der Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi seien nicht mehr tragbar, hieß es zur Begründung.

Nominell sind Separatisten und Hadi-Regierung Alliierte in der von Saudi-Arabien angeführten Koalition gegen die Houthi, die auch Jemens Hauptstadt Sanaa kontrollieren. Erst im vorigen November hatten beide Seiten unter Regie der Saudis in Riad ein Abkommen zur gemeinsamen Machtausübung geschlossen. Mit dem Abkommen hatte Riad die alleinige Führung in der Allianz gegen die Houthi übernommen.