
Es gehört zu den normalen Aufgaben von Diplomaten, ihr Land in ein möglichst gutes Licht zu setzen – unabhängig davon, ob sie eine Demokratie oder eine Diktatur vertreten. Dazu gehört es auch, Vertretern anderer Staaten Freundlichkeiten zu entlocken: Es klingt ja viel netter, wenn andere Gutes über einen sagen, als wenn man das selbst besorgen muss.
Eine Überraschung ist es deshalb nicht, wenn chinesische Diplomaten in Berlin mehr oder weniger subtil das Ansinnen vortragen, Repräsentanten der deutschen Regierung sollten die Anstrengungen Chinas im Kampf gegen das Coronavirus würdigen. Es gibt keinen Grund, sich darüber aufzuregen, dass ausländische Diplomaten ihre Arbeit tun.
Entscheidend ist, wie die deutschen Stellen darauf reagieren. In diesem Fall: dass sie bei einer kritischen Haltung geblieben sind. Denn bei China ist besondere Vorsicht geboten. Angesichts der Intransparenz, die das Regime sowohl im Hinblick auf die Anfänge der Corona-Pandemie in Wuhan als auch auf die Zahl der Opfer pflegt, gibt es im Moment keinen Anlass zu lobenden Worten.
Noch gravierender ist aber, dass die chinesische Führung schon vor Corona versucht hat, ihre Sprachregelungen zu allen möglichen Themen – von der Seidenstraße über Tibet bis Taiwan – international durchzusetzen, gegenüber schwächeren Staaten gerne auch mit Drohungen und wirtschaftlichem Druck.
