
Die Bundesregierung bereitet die Bevölkerung darauf vor, dass die Sommerferien in diesem Jahr zu Hause oder jedenfalls im Inland verbracht werden müssen. Nach Außenminister Heiko Maas (SPD), der sich am Freitag schon skeptisch zur Wiederaufnahme des internationalen Flugverkehrs äußerte, dämpfte am Wochenende der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Thomas Bareiß (CDU) die Aussichten auf Urlaubsreisen im Sommer. Bareiß, der auch die Funktion des „Tourismusbeauftragten der Bundesregierung“ innehat, sagte, er hoffe auf „vorsichtige Lockerungen“. Es müsse darauf hingewirkt werden, wenigstens Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands möglich zu machen. Damit dies „hoffentlich auch schon im Sommer“ geschehen könne, seien klare Sicherheitskriterien notwendig.
Solche Kriterien müssten, analog zur Öffnung von Läden und Kulturstätten, von den Bundesländern festgelegt werden- vor allem die Länder mit den Hauptferiengebieten an den Küsten und in den Bergen müssten sich hier auf möglichst gleichwertige Bedingungen einigen. Bareiß sagte, „Sicherheitsabstände, regelmäßige Desinfektion oder auch Tests für Personal und Mitarbeiter“ in den Feriengebieten seien „sicher vorstellbar“. Er gestand zu, es könne an beliebten Reisezielen auch Schwierigkeiten geben: „Handtuch an Handtuch am Nordseestrand wird es dieses Jahr nicht geben.“ Allgemein aber vertraue er darauf, dass das Reisen, „wenn auch mit Einschränkungen“, möglich sein werde.
„Bloß kein Wettlauf um Touristen in Europa“
Außenminister Maas sagte am Wochenende der Zeitung „Bild am Sonntag“, es dürfe nicht zu einem Wettlauf der europäischen Länder kommen, „wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt“. Er erneuerte seine Forderung, die Aufhebung der Grenzschließungen, die viele europäische Länder verfügt haben, müsse koordiniert stattfinden- Europa brauche gemeinsame Kriterien für einen Weg zurück zur Reisefreiheit. Allerdings müsse dies so verantwortlich wie nötig geschehen.
Maas erinnerte an die Geschehnisse im österreichischen Ischgl, wo sich im März viele Skifahrer aus ganz Europa mit dem Coronavirus infiziert hatten: „Was ein Infektionscluster in einem beliebten Urlaubsgebiet in den Heimatländern der Touristen anrichten kann, haben wir bereits erlebt“, sagte er- das dürfe sich nicht wiederholen.
Die Reisewarnung des Auswärtigen Amts, die generell für touristische Reisen in alle Welt gilt, ist bislang bis zum 3. Mai befristet. In der nächsten Woche soll in der Bundesregierung über das weitere Vorgehen beraten werden- es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die Reisewarnung bestehen bleibt und verlängert wird. Bareiß sagte dazu am Wochenende, er würde es „aus Sicht der Wirtschaft und des Tourismus begrüßen“, wenn in laufenden Abständen die Lage neu bewertet würde und „gegebenenfalls Anpassungen und vielleicht auch vorsichtige Lockerungen vorgenommen werden“. Nötig seien „transparente Meilensteine und keine unbefristete Reisewarnung“. Bareiß sagte aber auch, die Bundesregierung fahre „auf Sicht“.
Das Auswärtige Amt fordert unterdessen weiterhin jene Deutschen, die sich noch im Ausland aufhalten, zur Rückkehr nach Deutschland auf- deutsche Touristen sollten heimkehren, „solange es noch Reisemöglichkeiten gibt“. Das Außenministerium weist auch darauf hin, dass alle, die auf dem Land-, See- oder Luftweg nach Deutschland einreisen, sich zwei Wochen lang in Quarantäne zu begeben haben.
