Inland

Coronavirus und Pegida: Nur vereinzelter Applaus

• Bookmarks: 19


Ein Pegida-Anhänger mit Mundschutz am Montagabend in Dresden.

Das ältere Ehepaar geht am Montagvormittag zügig an der langen Menschenschlange vorbei, die sich durch die Dresdner Innenstadt gebildet hat. „Furchtbar, diese Obrigkeitshörigkeit“, sagt beim Anblick der vielen Menschen kopfschüttelnd und deutlich hörbar die Frau zu ihrem Mann. Mit dieser Meinung ist sie hier in der Minderheit. Bereits eine Stunde vor Beginn der Ausgabe von kostenlosen Mund-Nasen-Schutzmasken am Dresdner Rathaus haben sich die ersten Menschen angestellt, sodass die Stadtverwaltung schon vorab mit der Verteilung begann. Geduldig, aber nicht immer die anderthalb Meter Mindestabstand einhaltend, rücken die Wartenden vor. „Es geht ziemlich schnell“, sagt eine junge Frau, die noch zwanzig Meter bis zur Ausgabe hat. „Nicht mal eine halbe Stunde“ habe sie gewartet. Die Menschen vor und hinter ihr nicken. Sehr sinnvoll sei das alles – und gut, dass die Stadt etwas tue.

So viel Einvernehmen mit der Politik gab es in Dresden zuletzt selten. Auch als sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) vor der Goldenen Pforte des Rathauses für Interviews blicken lässt, wird er freundlich empfangen. Hilbert hatte bereits in der vergangenen Woche entschieden, für Dresden eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in der Öffentlichkeit zu erlassen, dann beschloss am Freitag auch die Landesregierung eine solche für den ganzen Freistaat, als erstes Bundesland überhaupt. Hilbert bemängelt, die Entscheidung der Landesregierung sei „sehr kurzfristig“, bezeichnet sie aber als „inhaltlich sehr richtig“.

Mund und Nase zu bedecken, sei in diesen Zeiten überall dort richtig, wo Menschen aufeinandertreffen. „Nur so können wir langsam ins öffentliche Leben zurückkehren.“ Die Pflicht, den Schutz zu tragen, gilt nun landesweit in Bussen, Bahnen und beim Einkaufen – und in Dresden darüber hinaus auch am Arbeitsplatz, sofern mehrere Menschen auf engem Raum zusammenarbeiten.