Finanzen

Corona-Rezession: Banken drohen weitere Belastungen

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Citigroup teilte am Mittwoch deutliche Gewinnrückgänge mit.

Dass die Banken vor großen Herausforderungen stehen, zeigen die nun vorgelegten Quartalszahlen der Wall-Street-Häuser. Am Mittwoch teilte Bank of America, Citigroup und Goldman Sachs deutliche Gewinnrückgänge mit, weil sie mehrere Milliarden für drohende Kreditverluste zurückstellen mussten. Das Muster zeigte sich schon am Dienstag, als JP Morgan und Wells Fargo über ihre Ergebnisse in den ersten drei Monaten berichtet hatten. Dass die Bankenaufseher nach Ausbruch der Corona-Krise und des damit verbundenen wirtschaftlichen Stillstands samt Wachstumseinbruchs die Eigenkapitalanforderungen für Kredite und die Vorgaben zur Einstufung von Forderungen als notleidend gelockert haben, ändert nichts an den Gefahren für die Finanzstabilität.

Der dafür zuständige und die Regierungen der 20 wichtigsten Wirtschaftsländer (G 20) beratende Financial Stability Board (FSB) schloss am Mittwoch weitere Lockerungen der Bankenregeln nicht aus, um die Kreditversorgung der Unternehmen und Haushalte in einer Rezession sicherzustellen und damit die Voraussetzungen für eine Erholung der Wirtschaft zu schaffen.

In seinem Schreiben an die G-20-Regierungen nannte der FSB-Vorsitzende und Vizepräsident der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, Randal K. Quarles, zwei Herausforderungen für das Bankensystem: Zum einen gebe es in der Weltwirtschaft einen dramatisch gestiegenen Bedarf nach Krediten, um die Phase der weitreichenden Einschränkungen überbrücken zu können. Zum anderen bestehe große Unsicherheit über die Bewertungen einer breiten Palette an Vermögenswerten, was die Funktionsweise der Märkte stark beeinträchtige. Dies stelle eine Hürde für die Intermediation der Kreditnachfrage dar. Der Finanzstabilitätsrat weist in seinem Bericht an die G-20-Regierungen darauf hin, dass Ausmaß und Länge der Corona-Krise noch nicht feststünden und deshalb weitere Belastungen für das Finanzsystem möglich seien.

Warnung vor zu weitreichenden Lockerungen

Der Finanzstabilitätsrat ist wie der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht bei der in Basel sitzenden Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angesiedelt, die für die großen Zentralbanken Devisenreserven verwaltet und zudem als geldpolitische sowie volkswirtschaftliche Denkfabrik gilt. Der Chefvolkswirt der BIZ, Claudio Borio, warnte am Mittwoch vor zu weitreichenden Lockerungen der Bankenregeln. „Eine zu weitreichende Aufweichung der Bankenregeln kann nach hinten losgehen“, schrieb Borio in einem gemeinsam mit Fernando Restoy, Vorsitzender des BIZ-Finanzstabilitätsinstituts, verfassten Papier.

Für die beiden Autoren muss den Märkten klargemacht werden, dass die Lockerungen nur vorübergehender Natur sind. Sie befürchten Zweifel der Marktteilnehmer an der Stabilität der Banken, sollten die Lockerungen der Eigenkapitalregeln und der Vorgaben für ausfallgefährdete Kredite die Transparenz des Finanzsystems beeinträchtigen.

In Anspielung auf den von vielen Politikern gezogenen Vergleich der Corona-Krise mit einem „Krieg“, weisen Borio und Restoy darauf hin, dass der Krieg nicht gewonnen werden könne, wenn die politischen Maßnahmen die wichtige Intermediationsrolle der Finanzinstitute gefährdeten. Dabei zitieren sie den chinesischen Militärstrategen und Philosophen Sunzi, der vor mehr als 2500 Jahren in seinem Buch „Die Kunst der Kriegsführung“ geschrieben hatte: „Es gibt Straßen, denen man nicht folgen muss, Armeen, die nicht angegriffen werden müssen, Städte, die nicht belagert werden müssen, und Positionen, um die nicht gestritten werden muss.“