Gesellschaft

Gestrandet in Neuseeland: Erstes Flugzeug nach Deutschland gestartet

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Eine Boeing 777-300 von Air New Zealand wird mit Gepäck beladen, um die ersten Deutschen zurück nach Frankfurt zu bringen.

Für manche wurde es ein überraschend langer Urlaub, für andere ein viel zu kurzer Auslandsaufenthalt. Viele Deutsche hängen immer noch in Neuseeland fest und können sich, wie auch die Neuseeländer, wegen des Coronavirus nur eingeschränkt bewegen.

Schon Anfang der Woche hatte die Bundesregierung sogenannte Rückholflüge organisiert, um die rund 12.000 Gestrandeten zurück nach Deutschland zu bringen. Diese Flieger blieben dann aber doch am Boden. Seit dem 27. März ist es in Neuseeland nur noch denjenigen erlaubt, im Inland zu reisen, die in einem der sogenannten „Kerndienstleistungssektoren“ arbeiten. Da sich viele Deutsche nicht daran hielten – unter anderem, um zum Flughafen zu gelangen –, sagte die neuseeländische Regierung die Rückholflüge wieder ab.

Deutsche dürfen zurück

Nun wurde eine Einigung gefunden. Die gestrandeten Deutschen wurden aufgefordert, ihren genauen Standort anzugeben und dürfen nun mit einem Formular, das ihren Rückflug bestätigt, kurz vor dem Abflug zum Flughafen reisen. Eine Maschine der Air New Zealand verließ Auckland am späten Freitagnachmittag (Ortszeit) in Richtung Vancouver, hieß es von der Fluggesellschaft. An Bord waren 342 Passagiere. Nach einem Halt in Vancouver sollte der Flieger Frankfurt am frühen Samstagmorgen erreichen. Weitere Evakuierungsflüge soll es in den kommenden Tagen aus Auckland und Christchurch geben.

In Christchurch wartet Lucas Catalan, der mit zwei Freunden in einer Airbnbn-Wohnung untergekommen ist. Seit Oktober hatte er in Neuseeland gearbeitet, daran wollte er eine Reise nach Japan und auf die Fidschi-Inseln hängen. Daraus wird nun nichts. Doch in Christchurch, sagt er, „lässt es sich gut aushalten“ und immerhin haben er und seine Freunde auch wegen der eigentlich geplanten Weiterreise genug Geld, um die Wartezeit in Neuseeland zu überbrücken.

Nicht allen geht das so. Wer lange für eine Fernreise gespart hat oder gerade erst angekommen ist, um sich einen Job zu suchen, kann in finanzielle Nöte geraten. Neuseeland ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsland, viele junge Leute zieht es auch hierher, um wie Lucas Catalan zu arbeiten und herumzureisen. Doch da auch viele Neuseeländer wegen der Coronakrise ihren Job verloren haben, ist es für Ausländer schwer, noch Geld zu verdienen. Erst recht jetzt, da man zwar noch spazieren gehen, sich aber eigentlich nicht mehr fortbewegen kann.

Die Regeln seien streng, sagt Catalan. Die Polizei fahre viel umher, kontrolliere auch in Zivil. „Sie nehmen das alles sehr ernst“, sagt er. Catalan kann das verstehen. Auch über die Organisation der deutschen Regierung kann er nicht klagen: „Alles geht sehr fix und wird schnell kommuniziert.“ Auf der Seite der Botschaft gebe es alle wichtigen Informationen. „Jetzt heißt es: warten.“

Bleibende Ungewissheit

Nicht alle teilen diese Ansicht. Zwei andere Deutsche berichten per E-Mail von ihrer Unzufriedenheit: Man wisse nicht, wann man zurückfliegen könne, auch zu den Kriterien der Reihenfolge gebe es keinerlei Informationen. Die Nachricht zur Abreise komme so spontan, dass es schwierig sei, rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen. Doch wer zu spät komme, fliege aus dem Programm und komme gar nicht mehr zurück. Die zwei bis vier Flieger, die die Regierung angekündigt hat, seien viel zu wenig, denn so könne es sein, dass einige erst in ein paar Wochen zurück könnten. Das Krisenmanagement der Deutschen Botschaft sei „peinlich“. Dass die Neuseeländer nicht wollten, dass Deutsche während des Shutdowns durch das Land reisten, um zum Flughafen zu gelangen, finden die beiden dagegen verständlich.