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Nato besorgt: Nutzt das russische Militär die Corona-Krise aus?

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Nato-Generalsekretär Stoltenberg

In der Nato wächst die Besorgnis, dass Russland die Corona-Pandemie ausnutzt, um die Sicherheit der Mitgliedstaaten zu untergraben. „Es ist unser vorrangiges Ziel sicherzustellen, dass aus dieser Gesundheitskrise nicht eine Sicherheitskrise wird“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch in Brüssel. Die Allianz beobachte „bedeutsame militärische Aktivitäten“ nahe ihren eigenen Grenzen. Er nannte ein neues russisches Manöver im westlichen Militärdistrikt und russische Kriegsschiffe in der Nordsee. „Wir müssen weiterhin zu Land, zur See und in der Luft präsent sein“, sagte Stoltenberg bei seiner Pressekonferenz vor der Videokonferenz der Nato-Außenminister an diesem Donnerstag. Die Minister wollen dann eine eigene Erklärung beschließen, in der sie Russland vor weiteren Provokationen warnen und ihre Einsatzbereitschaft bekräftigen.

Gegenüber der F.A.Z. präzisierte der Nato-Generalsekretär: „Unser Fokus liegt darauf, die Coronavirus-Krise zu bestehen. Obwohl Russland zu einem Stopp militärischer Aktivitäten aufgerufen hat, sehen wir, dass seine Aktivitäten auf dem üblichen saisonalen Niveau bleiben.“ Das Manöver, auf das Stoltenberg sich bezog, wurde von Präsident Wladimir Putin für den 25. bis 28. März angeordnet, um, wie es offiziell hieß, zivile Anstrengungen in der Corona-Krise zu unterstützen. Es betraf bis zu 80 000 Soldaten, darunter nuklear bewaffnete Einheiten. „Nach unserer Einschätzung sollte es auch ihre Kampfbereitschaft demonstrieren, ungeachtet von Covid-19“, erläuterte Stoltenberg. Seither seien die militärischen Aktivitäten „etwas vermindert“ worden. Offenbar ist das Manöver aber noch nicht vorüber.

Beschattet von britischen Kriegsschiffen

Die Allianz ist auch wegen eines Vorfalls in der Nordsee beunruhigt. Dort hielten sich zuletzt sieben russische Kriegsschiffe mehrere Tage lang auf, die normalerweise auf ihrem Weg von der Marinebasis Murmansk ins Mittelmeer ohne Stopp den Ärmelkanal durchqueren. Es handelte sich um zwei Fregatten, drei Korvetten und zwei Landungsboote. Die russischen Schiffe wurden von neun britischen Kriegsschiffen beschattet, ehe sie am vorigen Donnerstag weiterfuhren.