
In den vergangenen zwei Monaten hat der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) 152 Fälle von Desinformation im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert, die er dem Kreml nahestehenden Quellen zuordnet. Das geht aus dem jüngsten Bericht der sogenannten East Stratcom Taskforce hervor, einer Arbeitsgruppe, die täglich Dutzende Print- und Rundfunkbeiträge sowie Nachrichtenseiten im Internet analysiert, die russischen Ursprungs sind. Ausgewertet wurden Beiträge, die zwischen dem 22. Januar – da war gerade die erste Infektion in Amerika belegt worden – und dem 25. März erschienen sind.
Insgesamt 39 Beiträge enthielten die Behauptung, dass das Virus als biologische Waffe in amerikanischen Labors entwickelt worden sei. In 24 Beiträgen hieß es explizit, dass das Virus als Waffe gegen China eingesetzt worden sei. In 26 Beiträgen wurde das Narrativ verbreitet, dass die EU der Corona-Krise nicht standhalte und zusammenbreche- vor allem im Zusammenhang mit Berichten über russische Hilfe an Italien. Mehrere Beiträge enthielten irreführende Behauptungen zum Gesundheitsschutz. Etwa, dass das Virus verschwindet, wenn man eine Kochsalzlösung inhaliert, oder dass „Händewaschen nichts nutzt“.
Diese letzte Behauptung wurde vom deutschsprachigen Dienst des staatlichen Nachrichtenportals Sputnik über Facebook und Twitter verbreitet. Auch andere Fälle gehen auf Sputnik zurück, das in etlichen Sprachen präsent ist, auch auf Arabisch. Eine weitere Quelle sind die staatlichen russischen Fernsehsender Kanal eins und Rossija 24 und der Auslandssender RT.
„Besorgniserregende“ Zahl
Regelmäßig vertreten sind englischsprachige Internetseiten wie New Eastern Outlook, Oriental Review, South Front und One World Global Think Tank, die nach Angaben des EAD allesamt in Russland ansässig sind und von dort gemanagt werden. Der Dienst spricht immer dann von einem Fall russischer Desinformation, wenn die Botschaft „nachweisbar falsch oder irreführend“ ist und wenn sie aus einer Quelle stammt, die entweder vom Kreml finanziert wird oder einen „klaren Bezug zur Russischen Föderation“ hat.
