Inland

Bürgeraufruf zur Solidarität: „Italien fühlt sich alleingelassen“

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Trauer in Rom: Gedenken an die Opfer der Covid-19-Pandemie in Italien.

Thorsten Bürklin verdankt Italien viel, beruflich wie privat. Als junger Mann studierte der heute 55 Jahre alte Architekt und Professor an der Fachhochschule Münster in Florenz. Die Stadt der Medici und Leonardo da Vincis weckte seine Leidenschaft für die Meisterwerke der Renaissance in Architektur, Kunst und Literatur. Nach dem Studium der Architektur und Philosophie lehrte Bürklin Architekturgeschichte nicht nur in seiner Heimatstadt Karlsruhe, sondern auch an der Universität von Padua. Dort lernte er auch seine Frau Chiara Libralato kennen.

Diese tiefe Verbindung, aber auch die große Sorge um Italien und Europa wegen der brutalen Auswirkungen der Corona-Pandemie ließen die beiden vor wenigen Tagen eine Initiative starten, um Druck auf die Politik zu machen. Mit einem Aufruf im Internet sollen führende Politiker und Regierungen vor allem der reicheren EU-Staaten im Norden Europas zur politischen und finanziellen Solidarität mit den besonders hart von der Corona-Krise getroffenen südeuropäischen Ländern Italien, Spanien, aber auch Frankreich bewegt werden – damit es nicht nach Corona zur „Populismus-Pandemie kommt“. Auf der Unterschriftenliste mit 120 Erstunterzeichnern sind Historiker, Theologen, Publizisten, Künstler, Schriftsteller, Lehrer, aber auch Handwerker und Arbeiter. Den Aufruf unterschrieben haben etwa der Historiker Eckart Conze, der frühere Grünen-Politiker Tom Koenigs, der Schriftsteller Gert Heidenreich, der evangelische Theologe Gottfried Orth und die Verfassungsrechtlerin Anusheh Farahat.

„Zusammenhalt muss im Zentrum stehen“

„Wenn wir jetzt nichts tun, geht Italien kaputt. Wir brauchen politische und soziale Lösungen, damit Europa nicht auseinanderbricht“, begründet der in Frankfurt mit seiner Familie lebende Bürklin den Aufruf. „Es geht darum, solidarisch zu sein mit unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in den anderen Staaten Europas. In diesem Moment geht es um die Zukunft des ganzen Europa. Es geht um unser friedliches Zusammenleben und um die Freiheit aller“, heißt es in dem von seiner Frau und ihm verfassten Text. Und weiter: „Den Herausforderungen dieser Tage muss Europa durch gemeinschaftliches Handeln begegnen. Der Zusammenhalt und die gemeinsam übernommene Verantwortung müssen im Zentrum stehen. Daher fordern wir die Politik dazu auf, die Schaffung von Corona-Bonds in die Wege zu leiten, das Gesundheitssystem zu stärken sowie das Finanz- und Wirtschaftssystem im Sinne einer sozialen und solidarischen Marktwirtschaft zu reformieren und anzugleichen.“