
Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) fordern in der Corona-Krise mit ihren noch nicht absehbaren wirtschaftlichen Schäden eine Ausschüttungssperre für Banken. Wie die EZB-Aufsicht am Freitagabend mitteilte, sollen die Institute bis Oktober auf eine Ausschüttung ihrer Gewinne sowie auf Rückkäufe eigener Aktien verzichten.
Die EZB-Aufseher erwarten, dass Banken, die eine Dividende für 2019 vorgeschlagen haben, davon wieder Abstand nehmen. Die Bankenaufsicht ruft die Banken dazu auf, angesichts des sich eintrübenden Ausblicks verantwortungsvoll mit der zusätzlichen finanziellen Flexibilität umzugehen. Die EZB hatte verschiedene Erleichterungen bezüglich der Eigenkapitalanforderungen beschlossen, damit die Banken Unternehmen und Haushalte weiterhin mit Krediten versorgen sowie mögliche Verluste aus Kreditausfällen und der Verwerfungen an den Finanzmärkten auffangen können. Nach Angaben der EZB setzen die Erleichterungen Eigenkapital von 120 Milliarden Euro frei, die nach ihrer Vorstellung nicht zur Erhöhung von Dividenden und Boni dienen sollen.
Der Chef der EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria, erwartet durch die Dividendensperre zusätzliches Eigenkapital von 30 Milliarden Euro. Dadurch kann sich die Kreditvergabekapazität der Banken, die von der EZB nur auf Basis der Kapitalerleichterungen auf 1,8 Billionen Euro beziffert worden war, erweitern.
MTU Aero Engines als Vorbild?
Zudem teilte der für die internationalen Eigenkapitalvorgaben zuständige Basler Ausschuss für Bankenaufsicht mit, dass die Einführung der schärferen Anforderungen (Basel IV) um ein Jahr auf 2023 verschoben wird. Der Europäische Bankenverband EBF forderte seine Mitglieder auf, von Gewinnausschüttungen für 2020 abzusehen. In dieser Woche hatte der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, den Banken empfohlen, Ausschüttungen von Dividenden, Gewinnen und Boni sorgfältig abzuwägen.
Viele Banken haben zwar schon ihre Dividenden für das Jahr 2019 angekündigt, aber über die Ausschüttung entscheiden die Hauptversammlungen. Mit der drohenden Rezession und der EZB-Empfehlung lässt sich eine Absage der Dividende für 2019 rechtfertigen. Das haben Unternehmen wie MTU Aero Engines vorgemacht.
