Mit drei routinierten Schlägen zapft der Bürgermeister von Mitterteich am 7. März das erste Fass „Süffikus“ an. Dutzende Besucher, überwiegend in Dirndl und Lederhose, sitzen an jenem Abend beim Starkbierfest in der Mehrzweckhalle der 6500-Einwohner-Stadt in der Oberpfalz beisammen. Drei Tage später wird die erste Corona-Infektion in Mitterteich bestätigt.
Die Zahlen steigen schnell an, im Landkreis Tirschenreuth und in der Stadt selbst. Und ein Gerücht macht die Runde: Das Starkbierfest könne der Grund sein für die ungewöhnlich hohen Infektionszahlen. Am Mittwoch dieser Woche sind 47 bestätigte Fälle bekannt, 15 Infizierte werden im Krankenhaus versorgt, fünf von ihnen müssen beatmet werden. Von den 47 kommen 25 aus Mitterteich.
Am Nachmittag greift Landrat Wolfgang Lippert durch und verhängt in der Stadt eine Ausgangssperre bis zum 2. April, die erste Maßnahme dieser Art nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland. Die Häufung von Fällen „mit einem Hotspot in Mitterteich“ habe ihn und seinen Krisenstab zum Handeln gezwungen, sagt er der F.A.Z. am Donnerstag.
Die Entscheidung, gestützt auf Paragraph 28 des Infektionsschutzgesetzes, sei in Abstimmung mit dem Landesgesundheits- und dem Landesinnenministerium gefallen. Seither dürfen die Bewohner ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr „ohne triftigen Grund“ verlassen. Ausgenommen sind der Lieferverkehr, Hin- und Rückweg zum Arbeitsplatz, Hilfe für Bedürftige, Einkäufe sowie Arzt- und Apothekenbesuche. Auch Tanken, Bargeldabheben und Gassigehen sind weiterhin erlaubt.
Epidemiologen sollen unterstützen
Der erste Tag der Ausgangssperre sei ruhig verlaufen, teilt das Polizeipräsidium Oberpfalz am Donnerstag mit. Vereinzelt seien Personen angesprochen worden, die im Stadtgebiet unterwegs waren. Diese hätten sich dann aber an die Anweisungen der Beamten gehalten. Die Mitterteicher würden nicht in Panik verfallen, sondern akzeptierten die Maßnahme, sagt der Landrat. Dass der bayerische Innenminister am Mittwochabend nach Mitterteich gekommen ist, um sich über die Lage zu informieren, habe „sicherlich geholfen“.