Ausland

Kosovo: Widerborstiger Kurti

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Neuer kosovarischer Ministerpräsident Albin Kurti

Ohne die Vereinigten Staaten gäbe es einen unabhängigen Staat namens Kosovo nicht. Deshalb gilt in Prishtina nicht erst seit der Proklamation der kosovarischen Unabhängigkeit im Jahr 2008 die Grundregel: Gegen Washington kann kein kosovarischer Ministerpräsident lange regieren. Sich über amerikanische Wünsche hinwegzusetzen, wie der neue Regierungschef Kurti es nun versucht, wäre selbst bei verlässlicheren Partnern im Weißen Haus waghalsig, auch innenpolitisch.

Der Krieg der Nato zur Befreiung der Kosovo-Albaner von serbischer Herrschaft liegt zwar schon gut zwei Jahrzehnte zurück, doch bis heute gibt es in der kosovarischen Gesellschaft keine Mehrheit für eine Politik gegen die Vereinigten Staaten. Das Kosovo bleibt damit nicht nur in der islamischen Welt eine Ausnahme. Auch in Europa dürfte es keinen Staat geben, wo „Amerika“ noch immer derart positiv besetzt ist wie auf dem Amselfeld, ausgenommen bei der serbischen Minderheit natürlich.

In der Sache hat Kurti mit seiner Forderung nach „Reziprozität“ in den serbisch-kosovarischen Beziehungen bedenkenswerte Argumente. Die erste Reaktion aus Brüssel deutet an, dass er in der EU sogar Fürsprecher haben könnte. Doch Trump und sein Sondergesandter Richard Grenell, in anderer Verwendung bislang Washingtons Botschafter in Berlin, wollen rasch einen Deal bei der Annäherung zwischen Belgrad und Prishtina verkünden. Dabei stört Kurti – und das könnte seine Koalition sprengen.