Ausland

Afghanistan-Abkommen: Ein Deal der leeren Versprechungen?

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Der amerikanische Sonderbeauftragte Zalmay Khalilzad und Taliban-Vizechef Abdul Ghani Baradar am Samstag in Doha.

Das Abkommen, das die Vereinigten Staaten mit den Taliban geschlossen haben, ist ein Deal der Versprechungen. Erst die kommenden Monate werden zeigen, ob es leere gewesen sind – oder ob sich dadurch ein Weg auftut, um den Kriegszustand zu beenden, in dessen Würgegriff Afghanistan seit mehr als vier Jahrzehnten steckt. Allzu große Hoffnungen sollte man nicht hegen.

Aus den Äußerungen der Amerikaner vom Wochenende sprach deutlich, worum es ihnen zuallererst geht: den längsten Krieg zu beenden, den die Vereinigten Staaten jemals geführt haben – ohne dass die Aussicht bestünde, ihn zu gewinnen.

Auch dass es nun rasch gehen soll, machte Donald Trump deutlich: „Sofort“ werde der vereinbarte schrittweise Truppenabzug beginnen. Für den Präsidenten, der im Herbst wiedergewählt werden will, passt das Taliban-Abkommen gut zu seinem Wahlkampfschlager, er werde Amerikas Militär aus den „endlosen Kriegen“ am Ende der Welt zurückholen.

Das ist ein durchaus berechtigtes Ansinnen, ebenso wie das Bestreben, Amerika vor Angriffen zu bewahren, die von afghanischem Boden ausgehen. Die Taliban wollen dies nun garantieren und dafür auch mit Al Qaida brechen. Für den Fall, dass sie das nicht tun, drohen die Amerikaner damit, ihren Abzug zu stoppen.

So weit die Versprechungen. Die Frage bleibt: Was, wenn die Taliban nach dem Abzug die Macht wieder an sich reißen und abermals ein Horrorregime errichten, wie sie das bis 2001 getan hatten? Derlei „Einzelheiten“ überlassen die Amerikaner den Afghanen. Nicht einmal, ob während dieser Verhandlungen die Waffen schweigen sollen, ist in dem Abkommen geregelt – durch die sieben Tage währende „Gewaltreduzierung“ in der vergangenen Woche haben die Taliban in den Augen Washingtons offenbar die Minimalanforderung erfüllt, damit ein gesichtswahrender Abzug eingeleitet werden kann.