Ausland

Vor türkischer Offensive: Amerika verlässt kurdische Verbündete

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Amerikanische Soldaten bei einer gemeinsamen Patrouille mit türkischen Truppen im syrischen Dorf al-Hashisha nahe der nordsyrischen Grenze zur Türkei

Vor einer türkischen Offensive in Nordsyrien haben die Vereinigten Staaten angekündigt, sich aus der Region zurückzuziehen. Man werde die Aktion gegen die Kurden weder „unterstützen noch darin involviert sein“, heißt es.

Die amerikanischen Truppen in Nordsyrien ziehen sich nach Angaben des Weißen Hauses wegen einer bevorstehenden Offensive der türkischen Armee von der türkischen Grenze zurück. Wie die Regierung in Washington am Sonntag nach einem Telefonat von Präsident Donald Trump mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan mitteilte, werden die amerikanischen Soldaten künftig nicht mehr in der „unmittelbaren Gegend“ präsent sein. Allerdings werde die amerikanische Armee die geplante türkische Offensive in der von einer Kurdenmiliz kontrollierten Region auch nicht unterstützen.

„Die Türkei wird bald mit ihrem lang geplanten Einsatz in Nordsyrien voranschreiten“, erklärte das Weiße Haus. Die amerikanische Armee werde die türkische Offensive „weder unterstützen noch darin involviert sein“. Deshalb würden die Soldaten nach dem „Sieg“ über die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus der Region zurückgezogen.

Die Vereinigten Staaten und die Türkei hatten seit August versucht, eine Sicherheitszone im Norden des Bürgerkriegslandes einzurichten. Ziel der türkischen Offensive sind die kurdischen YPG-Milizen, die die Grenzregion kontrollieren und von der Türkei als Terrororganisation betrachtet werden. Sie sind allerdings im Kampf gegen den IS auch Verbündete der Vereinigten Staaten gewesen.

Erdogan hatte in den vergangenen Tagen wiederholt mit einer baldigen Offensive gegen die kurdische YPG-Miliz im Norden Syriens östlich des Euphrat gedroht. Die Türkei betrachtet die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) als Bedrohung, da sie eng mit den kurdischen PKK-Rebellen in der Türkei verbunden sind. Die Vereinigten Staaten unterstützen sie dagegen mit Waffen und Spezialkräften im Kampf gegen Dschihadisten. Die Türkei ist seit 2016 bereits zwei Mal gegen die YPG-Miliz in Nordsyrien vorgegangen.

Washington erklärte zudem, dass die Vereinigten Staaten keine festgenommenen IS-Kämpfer aus der Region auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler aufnehmen würden. Deutschland, Frankreich und andere europäische Länder, aus denen die IS-Anhänger stammten, hätten sie trotz Druck aus Washington auch nicht gewollt. Nun sei die Türkei zuständig für alle IS-Kämpfer, die in den vergangenen zwei Jahren auch mithilfe der amerikanischen Streitkräfte in der Region gefangen genommen wurden, führte das Weiße Haus aus.

In einer vom türkischen Präsidialpalast in Ankara veröffentlichten Stellungnahme hieß es am späten Sonntagabend, Trump und Erdogan beiden hätten in dem Telefonat außerdem ein persönliches Treffen im November in Washington vereinbart.