Medizin & Ernährung

Magersucht: Das überholte Stigma

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Magersucht trifft mehrheitlich junge Frauen.

Magersucht setzt sich im Kopf fest. Die Ursachen jedoch können offenbar auch im Erbgut liegen. Die Suche nach den Genen hat schon begonnen.

Magersucht gilt als psychiatrische Erkrankung. Eine große genetische Studie legt jetzt allerdings nahe, dass Magersucht auch eine Stoffwechselerkrankung ist. Die Betroffenen besitzen offensichtlich genetische Veränderungen, die es ihnen schwermachen könnten, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Das würde auch erklären, warum die Behandlung der Magersucht so oft scheitert, weil bisher keine Therapie auf eine Veränderung der Stoffwechsellage abzielt. Alle Therapien arbeiten nur auf eine Veränderung des Verhaltens und des Selbstbilds hin.

Magersucht – die Medizin spricht von Anorexie – bringt den Körper durch massives Hungern und überzogene sportliche Leistungen an die Grenzen seiner Gesundheit und Belastbarkeit. Von den Frauen sind knapp ein bis vier Prozent betroffen, von den Männern 0,3 Prozent. Dass es genetische Risikofaktoren gibt, haben bereits Untersuchungen mit eineiigen Zwillingen gezeigt. Die neue Studie, über die die Fachzeitschrift „Nature Genetics“ in ihrer neuen Ausgabe berichtet, ist eine sogenannte genomweite Assoziationsstudie. Solche Studien stellen eine Verbindung her zwischen Veränderungen in einzelnen Regionen des Erbguts und einer Erkrankung oder einem Merkmal. Sie sind nicht in der Lage, den Erkrankungen oder Merkmalen präzise Mutationen in einzelnen Genen zuzuordnen. Genomweite Assoziationsstudien lenken also nur den Blick auf relevante Chromosomenabschnitte. Allerdings kann man damit auch nach Überlappungen mit anderen Erkrankungen und Merkmalen suchen. Die Wissenschaftler schauen dann, ob die genetischen Veränderungen hinter verschiedenen Erkrankungen in den gleichen Bereichen des Erbguts lokalisiert sind und deshalb mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Schnittmengen besitzen.