Mode & Design

Staatsanwaltschaft ermittelt: Es brodelt in Willy Bogners Modereich

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Eine Frau schlendert am Bogner-Geschäft in der Frankfurter Goethestraße vorbei. Das Unternehmen wird von verschiedenen Skandalen erschüttert.

Es brodelt in Willy Bogners Modereich: Ermittlungen wegen Steuerverfehlungen, anonyme Beschwerdebriefe und der Verlust von Stammkunden. Droht nun der Abstieg?

Im Sportmodeunternehmen Bogner macht sich Unruhe breit. Kunden und Mitarbeiter sind verunsichert durch Gerüchte – einige davon wahr, andere halb wahr, wieder andere vermutlich haltlos. Fest steht zum einen: Mitarbeiter sagen nach F.A.Z.-Informationen als Zeugen aus, weil die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Steuerverfehlungen gegen Bogner ermittelt. Es geht um geldwerte Vorteile für Beschäftigte, die zum Vorzugspreis Bogner-Textilien bekamen: ein diffiziles Steuerthema, welches schon anderen Gesellschaften der Textilbranche Schwierigkeiten bereitet habe, sagt ein Insider.

Fest steht zum anderen: Wegen der Auffrischung der Produktpalette – neue Stoffe, moderneres Design – wenden sich einige traditionsgesinnte Kunden ab, wie von mehreren Seiten zu hören ist. Und drittens: Der Verkauf der Stammsitz-Immobilie ist eine Überlegung – aber keine konkrete, nach allem, was zu hören ist. Bisher würden weder Verhandlungen geführt, noch sei ein Makler eingeschaltet. Aber: Bogner lasse gerade das Gelände an der St.-Veit-Straße von der Bank HVB bewerten, wobei das schon einmal vor fünf Jahren und ein weiteres Mal vor drei Jahren der Fall gewesen sei, sagt ein Kenner. Denn Bogner braucht Geld, um in die IT, die Kollektion und in die Geschäfte zu investieren. Die Geschäftsführung verhandelt dem Vernehmen nach über Kreditverlängerungen mit Banken inklusive den Hausbanken HVB und BayernLB.

Das alles reicht, um im Umfeld des Unternehmens Unruhe zu erzeugen. Wieder zirkuliert – wie vor eineinhalb Jahren – ein anonymer Brief, der Unzulänglichkeiten aufführt. Mehrere davon lassen sich zwar von anderer Quelle nicht erhärten und werden von Insidern zurückgewiesen. Andere sollen einen wahren Kern enthalten.

Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung

Willy Bogner nahm als Skisportler zwei Mal an Olympischen Spielen teil. Er stieg 1972 in das Sportmodeunternehmen seiner Eltern ein und entwickelte es zu einer Lifestyle-Marke im luxuriösen Preissegment. Wegen seines Glamour-Faktors beschäftigt der heute 77 Jahre alte Unternehmer nicht nur die Geschäftswelt, sondern auch den Boulevard. Zu hören ist, dass die Staatsanwaltschaft München I gegen Willy Bogner selbst ermittelt und wohl auch noch gegen mindestens eine andere Person, aber nicht die derzeitige Geschäftsführung. Die Staatsanwaltschaft lehnte einen Kommentar ab. Das Unternehmen teilte auf Anfrage mit, „dass es Fehler bei der Versteuerung von Mitarbeiter-Einkäufen gab, die das Unternehmen selbst entdeckt und bereits vor längerem den Behörden offengelegt hat“. Die Mitteilung trägt die Überschrift „Steuerhinterziehung“.

Die Marke Bogner mit dem stilisierten „B“ ist eine Mischung aus Sport und Mode. Sie profitierte stark vom Aufkommen einer reichen Klientel in Russland. Wettbewerber sind andere ebenfalls zum Teil sportaffine Luxusmarken wie Prada und Fendi. Das Geld wurde in viele neue Läden investiert – auch in Deutschland.

Doch mit der Ukraine- und Krim-Krise sowie den Sanktionen brach für Bogner das Russland-Geschäft ein, was zu anderen Schwierigkeiten hinzukam. Vor vier Jahren soll sich eine Investorengruppe um den früheren Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche, den früheren Chef des weltgrößten Parfümherstellers Coty, Bernd Beetz, und den einstigen Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm für die Übernahme von Bogner interessiert haben. Doch aus der Übernahme wurde nichts. Später wurde bekannt, dass Goldman Sachs mit der Suche nach einem Käufer beauftragt wurde.

Ende 2017 wurde Andreas Baumgärtner neuer Vorstandsvorsitzender. Zuvor hatte der Marketing-Fachmann auch schon für Marc O’Polo und Hugo Boss gearbeitet. Baumgärtner versucht seitdem, mit moderner Produktpalette Jüngere zu gewinnen – ohne die vielen Älteren unter den Kunden zu verlieren. Das gelinge teils, aber nicht vollständig, sagt ein Kenner.

Bogner erregte Aufsehen mit seinen spektakulären Einsätzen als Kinoproduzent und Filmemacher. Der Sportaction-Streifen „Feuer und Eis“ von 1987 erhielt hohe Auszeichnungen. Bogner übernahm in einem James-Bond-Film gefährliche Kameraszenen für Verfolgungsjagden auf Schnee und Eis. Er war zeitweise Vorsitzender der Geschäftsführung der dann später gescheiterten Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018. Bis 2014 rüstete das Unternehmen Bogner traditionell die deutschen Winterolympioniken aus.