
Die EU-Kommission blickt mit Sorge auf die Zollkonflikte und den EU-Austritt Großbritanniens. Ihre Prognose für das Wachstum in der Eurozone schwächt sie daher leicht ab. Die Aussichten für Deutschland hatte sie bereits im Mai nach unten korrigiert.
Die internationalen Handelskonflikte und die Gefahr eines Brexit ohne Abkommen dämpfen nach Einschätzung der EU-Kommission den wirtschaftlichen Aufschwung in der Eurozone. Für das kommende Jahr senkte die Brüsseler Behörde ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auf 1,4 Prozent ab.
Im Frühjahr war sie noch von 1,5 Prozent ausgegangen. Für 2019 erwartet die Kommission in ihrer am Mittwoch vorgelegten Sommerprognose für die Euroländer unverändert ein Wachstum von 1,2 Prozent.
Die BIP-Prognose für die EU insgesamt bleibt mit 1,4 Prozent im Jahr 2019 und 1,6 Prozent im Jahr 2020 ebenfalls unverändert. „Alle Volkswirtschaften in der EU dürften in diesem und dem nächsten Jahr weiter wachsen, auch wenn der kräftigen Expansion in Mittel- und Osteuropa eine Konjunkturverlangsamung in Deutschland und Italien gegenübersteht“, erklärte Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis.
Für Deutschland rechnet die Kommission weiter mit einem BIP-Wachstum von 0,5 Prozent in diesem Jahr und von 1,4 Prozent 2020. Im Mai hatte sie ihre Prognose für 2019 für die Bundesrepublik deutlich abgesenkt, nachdem sie noch im Februar noch von 1,1 Prozent Wachstum der deutschen Wirtschaft ausgegangen war.
Eine anhaltende Schwäche im verarbeitenden Gewerbe stelle die Volkswirtschaften auf die Probe, erklärte Dombrovskis. Diese Schwäche sei auf handelspolitische Spannungen und politische Ungewissheit zurückzuführen. Ein Austritt Großbritanniens aus der EU ohne Abkommen berge „nach wie vor erhebliche Risiken“, warnte der lettische Politiker.
Mit Sorge blickt die Kommission weiter auf die Spannungen zwischen China und den USA, deren Handelspolitik „mit großen Unsicherheiten verbunden“ sei, wie die Brüsseler Behörde erklärte. Wenn sich die wirtschaftspolitische Konfrontation ausweite, könne sich der derzeitige Abwärtstrend im Welthandel und im verarbeitenden Gewerbe weltweit fortsetzen. Dies könne auch zu Störungen am Finanzmarkt führen.
Außerdem erhöhen nach Einschätzung der EU-Kommission Spannungen im Nahen und Mittleren Osten das Potenzial für „erhebliche Ölpreissteigerungen“. Gestützt wird die wirtschaftliche Entwicklung hingegen durch die Binnennachfrage. Insbesondere der Konsum der privaten Haushalte sei „weiterhin ein Motor für das Wachstum in Europa“.
