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S&P 500 auf Rekordstand: Das Spiegelbild der amerikanischen Börse

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Ein Händler in New York schaut auf Charts: Der S&P 500-Index hat eine historische Hürde genommen, wie geht es weiter?

Der S&P 500 klettert erstmals in seiner langen Geschichte über die Marke von 3000 Punkten. Die jüngsten Rekorde müssen aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Amerikas Notenbankchef Jerome Powell hat in der vergangenen Woche mit seinen Aussagen zur Leitzinspolitik der Federal Reserve an den Börsen wieder die Spekulationen auf sinkende Zinsen wieder entfacht. Die Rekordjagd an der Wall Street ließ alle wichtigen Aktienindizes deutlich steigen. Der Dow Jones überwand in der Folge erstmals die Marke von 27.000 Punkten.

Für viele Börsenexperten war aber ein Ereignis noch viel wichtiger: Der marktbreite S&P 500-Index schaffte es am Freitag, die historische Marke von 3000 Punkten auf Schlusskursbasis zu überwinden. Er stieg um fast 0,5 Prozent und schloss am Ende auf 3014 Zählern.

Der S&P hat damit weniger als fünf Jahre gebraucht um die 1000-Punkte-Spanne von 2000 auf 3000 Punkte zu überbrücken und damit etwas weniger Zeit als für den Weg von 1000 auf 2000. Dieser hatte rund sechs Jahre und fünf Monate gedauert, der Weg von 100 bis auf 1000 Zähler 17 Jahre.

Die Verkürzung dieser Fristen ist aber nur logisch: 1000 Punkte sind gegenüber 100 eine Verzehnfachung, 3000 gegenüber 2000 aber nur ein Anstieg um die Hälfte. So gesehen hat sich der Anstieg des S&P-500 sogar verlangsamt, von 14 Prozent jährlich auf 11,4 und zuletzt 8,6 Prozent.

Langer Hausse-Zyklus

Der Anstieg über die runder 3000er-Marke kommt dennoch nicht von ungefähr. Der S&P 500 bewegt sich seit März 2009 und damit seit mehr als zehn Jahren in so einem Hausse-Zyklus. Dieser Zyklus hat seit März 2009 ein Kursplus von 345 Prozent geliefert. Geht man in der Vergangenheit der Börsenindizes zurück, lässt sich bemerken, dass sehr gute Hausse-Zyklen einen Kursgewinn sogar von fast 450 Prozent einbringen. Nimmt man also nur diese eine Zahl, so wäre noch Luft im S&P 500-Index.

Und dies wiederum wäre ein gutes Zeichen für die amerikanischen Börsen. Der S&P 500 (mit vollem Namen Standard & Poor´s 500-Index) eignet sich seit seinem Start im Jahr 1957 durch seine Marktbreite deutlich besser als Repräsentant der Börsen in Amerika als der Dow Jones-Index mit seinen 30 Werten, der als „Mutter aller Indizes“ zwar der älteste Börsenindex ist, nicht aber der wichtigste.

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Das hängt damit zusammen, dass im S&P-Index 500 Aktien enthalten sind, die nicht nur mehrere Märkte der Vereinigten Staaten abdecken, sondern dass der Index eben die nach Marktkapitalisierung 500 größten Unternehmen der drei Börsen New York Stock Exchange, der Nasdaq und der Amex beinhaltet und somit fast 75 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des amerikanischen Aktienmarkts abdeckt.

Das „Who is Who“ der amerikanischen Wirtschaft

Im S&P 500 sind Tech-Aktien wie Apple, Amazon oder Facebook ebenso vertreten wie die Dow-Jones-Aktien IBM oder Exxon und traditionsreiche Aktien wie General Motors oder General Electric, die nicht mehr im Dow Jones gelistet sind. Der Dow Jones wiederum kann mit seinen 30 Aktienwerten kaum repräsentativ für den gesamten amerikanischen Aktienmarkt sein. Dieser Umstand wird an der Wall Street von vielen Händlern bei der Einschätzung des Gesamtmarktes hinzugezogen.

An der New Yorker Börsen stehen vor allem drei Börsenindizes immer im Fokus. Neben dem Dow Jones, der Technologie-Index der Nasdaq und der breite S&P 500. Nicht selten wird es von Analysten aber als ein nicht zu unterschätzendes Warnsignal angesehen, wenn die „kleinen“ Indizes Dow Jones (30 Werte) und Nasdaq (100 Werte) zwar steigen, der breite S&P 500 aber in seiner Kursentwicklung hinter den beiden anderen Indizes zurückbleibt.

Die aktuelle Konstellation sollte daher viele Anleger beruhigen. Mit dem Überschreiten der 3000er-Marke des S&P-Index auf Schlusskursbasis dürfte an den Börsen noch mit weiteren Kurssteigerungen gerechnet werden. „Für einen Bärenmarkt nach einem neuen Allzeithoch brauchte es in den letzten fünfzig Jahren entweder eine Rezession innerhalb des nächsten Jahres oder eine deutliche Überbewertung von Aktien gegenüber Anleihen“, merkt der Anlagestratege Maximilian Kunkel von der Bank UBS an. Schaut man sich nun die jüngsten Daten aus den Vereinigten Staaten an, so ist anzumerken, dass unter anderem die Situation der Verbraucher nur bedingt auf eine baldige Rezession hinweist und Aktien nach wie vor im Vergleich zu Anleihen günstig bewertet sind.