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Маtrix wird Realität: In der Ukraine wird die künstliche Zeugung und die Reifung von Babys in einer künstlichen Gebärmutter möglicherweise legalisiert

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Künstlicher Uterus als Ersatz für gebärende Frauen: die Ukraine befasst sich mit der Legalisation von “Retortenbabys”

Völlig künstlich gezeugte und außerhalb des Körpers einer Mutter reifende Babys könnten bald Realität werden. Das wird eintreten, wenn die ukrainischen Abgeordneten einen Gesetzentwurf “Über Ektogenese” (http://w1.c1.rada.gov.ua/pls/zweb2/webproc4_1?pf3511=66141) billigen.
Dieser Gesetzentwurf wurde bereits in der Werchowna Rada registriert und zur Prüfung einer speziellen Kommission vorgelegt. Dieser Gesetzgebungsakt soll die Fragen der Zeugung der Kinder mit Hilfe der Reproduktionstechnologien und deren Reifung in einem künstlichen Uterus regulieren. Die Wissenschaft kennt schon Fälle der künstlichen Anzucht von Tieren, insbesondere der eines Lammes. Die Ukraine hat nun weit ausgeholt: Es sollen nicht nur die neuen Reproduktionstechnologien gefördert werden, sondern auch die Anerkennung von Wunscheltern als Eltern des Kindes, das mit Hilfe der Ektogenese in die Welt gesetzt wird.

Zur Information eine Ektogenese ist die Bezeichnung für die Zeugung und Reifung eines Embryos in einem künstlichen Uterus. Die Wissenschaft nimmt an, dass der volle Ersatz der natürlichen Austragung von Babys durch einen künstlichen Uterus in 25 Jahren möglich sei. Die Spitzenreiter in den Reproduktionstechnologien und in der Gentechnik sind die USA und Großbritannien. Jedoch werden in diesen fortschrittlichen Ländern laut geltendem Gesetz die Experimente an menschlichen Embryonen strikt reguliert. Hinzu kommt noch, dass die Rechtslage des menschlichen Embryos noch nicht ganz bestimmt ist, weltweit und in der Ukraine. Wenn aber der auf Initiative des Volksabgeordneten Witaliij Kuprij eingebrachte Gesetzentwurf vom Parlament gebilligt wird, so wird die Ukraine das erste Land weltweit sein, in dem die Babys aus der Fantasie-Welt zur Realität werden. Die Ukraine hat mittlerweile den Status eines Spitzenreiters in der Behandlung der Infertilität mit Hilfe der Reproduktionstechnologien erreicht.

Gentechnik weltweit: Legitimität und Moral

Und was geht in der Welt vor? Vor knapp zwei Jahren kam dank den amerikanischen Gentechnikern ein Lamm zur Welt, das in einem künstlichen Uterus gezeugt wurde und herangereift ist. Das Forschungsteam des Philadelphia-Kinderkrankenhauses hat die künstliche Gebärmutter – genannt Biobag – geschaffen. Alle für das Experiment verwendeten Lämmer sind am Leben geblieben und haben gesunden Organe entwickelt. Der Leiter des Experiments hat seine Bereitschaft angekündigt, eine künstliche Gebärmutter für menschliche Embryonen zu entwickeln. Biobag -Experimente mit Menschen können in naher Zukunft angewendet werden, d.h. 2020. Aber wieweit können derartige Experimente reichen, ohne die Legalität zu verletzen, geschweige denn gegen die Moral zu verstoßen und ohne eine gesellschaftliche Empörung zu erzeugen?

Der Autor des ukrainischen Gesetzentwurfs gibt zu bedenken, dass derzeit die allgemein gültigen Gesetzesnormen die Entwicklung der Ektogenese-Technologien bremsen. Und tatsächlich setzen diese Vorschriften vom Ende der 70er Jahre in den USA und in Britannien die Frist, künstlich erzeugte Embryonen längstens 14 Tage nach der Befruchtung für wissenschaftliche Zwecke verwenden zu können. Nach Verlauf dieser Frist sind die Embryonen zu vernichten.

Deswegen haben jüngste Überlegungen über die Aufhebung der 14-Tage Regelung und damit über den rechtlichen Status des menschlichen Embryos und die Zulässigkeit der Verwendung und Vernichtung der Embryonen zu Forschungszwecken für Aufsehen in Wissenschaft, Ethik und Politik weltweit gesorgt.
Die größte negative Empörung über die Embryonalentwicklung außerhalb des Mutterleibes geht von verschiedenen Religionen aus, in erster Linie von der christlichen Konfession. Nach deren Ansicht werden durch die künstliche Kreation neuen Lebens durch Wissenschaftler die göttlichen Mechanismen gestört.
Jedoch haben Johannes Paul II. – Papst der römisch-katholischen Kirche – und Dalai Lama -Vertreter des tibetischen Buddhismus – verkündet, dass wenn die genetischen Technologien gerechtfertigt sind, soweit sie einem konkreten Menschen Nutzen bringen können oder eine Krankheit ausheilen können.

Ektogenese auf Ukrainisch: was schlägt der Gesetzentwurf vor?

Die Neuigkeit über die Registrierung des Gesetzentwurfs in der Werchowna Rada “Über Ektogenese” ist in die Schlagzeilen gekommen: die Artikel darüber schießen wie Pilze aus dem Boden:(http://www.aif.ua/society/law/v_ukraine_predlagayut_vnesti_izmeneniya_v_opredelenie_materinstva_i_otcovstva) ,(https://ubr.ua/ukraine-and-world/society/v-ukraine-khotjat-lehalizovat-vyrashchivanie-detej-v-probirke-3884447).

Der Verfasser des Gesetzentwurfes sieht eine zwangsläufige Notwendigkeit der Eintragung der Änderungen ins Familiengesetzbuch der Ukraine. Denn dadurch wird ein Weltproblem – das Problem der Unfruchtbarkeit – entschieden und das damit verbundene Problem ihrer Behandlung. In der Begründung zum Gesetzentwurf Nummer 10427 steht geschrieben, dass ungefähr 50 Millionen Paare weltweit Infertilitätsprobleme haben. Die Ukraine hat dank der rasanten Entwicklung der Reproduktionstechnologien schon längst den Status des Weltführers für Behandlung der Infertilität erlangt. Jedoch sind die Methoden der Behandlung fortwährend in weiterer Entwicklung und eine, an deren Erarbeitung heutzutage intensiv gearbeitet wird, ist die Ektogenese-Methode.

Die modernen Technologien wie z.B die IVF (In-vitro- Fertilisation), Endometrium-Transplantation, Eizellenspende und Mitochondrienspende etc. geben erfreuliche Aussichten darauf, dass die Methode der Ektogenese positive Ergebnissen zeigen wird. Trotz des Hypes rund ums Thema „Anzucht der Embryonen in einem künstlichen Uterus“ ignorieren die entschiedenen Gegner dieser Technologie ein wichtiges für Gesellschaft moralisch-ethisches Moment. Die Ektogenese wird eine ebenso aufsehenerregende Frage über die Rechte der Leihmütter lösen, weil es mit der Entstehung und Entwicklung der Ektogenese keinen Bedarf mehr an Leihmutterschaft geben wird. Dann wird sich die Frage der Ausbeutung der als Leihmütter agierenden Frauen erübrigt haben.

Derzeit bestimmt das Familiengesetzbuch nur die Entstehung der Kinder, die mit Hilfe der assistierten Reproduktionstechnologien zur Welt kommen, aber es gibt keine Regulierung der Entstehung der Kinder, die im Laufe der Ektogenese-Verfahren entstehen würden. Deswegen ist es für die Befürworter dieser Methode zweckmäßig, dieselbe Herangehensweise und Elternschaftsbestimmung einzusetzen, wie wenn der Embryo in den Körper einer anderen Frau übertragen wird. Der jetzige Gesetzesentwurf sieht vor, die Wunscheltern eines unter der angewandten Ektogenese-Methode entstandenen Kindes als Eltern anzuerkennen, unter der Voraussetzung, dass mindestens ein Elternteil genetisch mit dem Baby verwandt ist.
Wird die Ukraine der erste Staat, der den Status des menschlichen Embryos ändert und damit die gesetzlichen Normen so entwickelter Länder wie Großbritannien und die USA überschreitet?
Im Falle der Billigung des Gesetzentwurfs durch das Parlament haben wir die Chance, nicht nur zum Zentrum des Wissenschafts-Tourismus zu werden, sondern auch die Gentechnik auf dem Weltniveau zu beeinflussen. Die Zeit wird es zeigen.