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Action Cam von DJI im Test: Für das wilde Leben

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Beim Wellenreiten mal kurz abtauchen und weiter geht’s mit der Action Cam.

Da hat sich DJI dicht am amerikanischen Vorbild Gopro orientiert: Die erste Action Cam der Chinesen kommt mit elektronischer Bildstabilisierung und eignet sich nicht nur fürs Tauchen.

Ist das die neue Gopro Hero 7, werden wir immer wieder gefragt, als wir eine Actionkamera aus der Tasche holen, die sich ungemein dicht am amerikanischen Vorbild orientiert: Hervorstehende Optik, zwei Bildschirme und die Bauform mit Maßen von 6,5 × 4,2 × 3,5 Zentimeter sind jedoch in diesem Fall die Kerndaten der neuen Osmo Action des chinesischen Herstellers DJI. Eine Action Cam ist ein kleiner digitaler Camcorder, der gegen Umwelteinflüsse geschützt ist und vorzugsweise bei sportlichen Aktivitäten eingesetzt wird. Man befestigt den Rekorder am Rad, an der Tauchmaske oder zeichnet damit seine spektakulären Fallschirmsprünge auf. Gopro ist der Pionier in diesem Bereich, doch nun will es die erste Action Cam von DJI mit der Referenz aufnehmen.

Trotz verblüffender Parallelen entdeckt man schnell wichtige Unterschiede. Das kleine Display auf der Vorderseite kommt mit einer Raffinesse: Es lässt sich wie die zweite Anzeige auf der Rückseite als Kontrollmonitor einsetzen, gibt also das Kamerabild wieder. Die Idee ist ziemlich genial, denn auf diese Weise kann man für Selfies sehr präzise die Position der Kamera kontrollieren. Zwischen den beiden Anzeigen schaltet man mit einem Fingertipp um. Das rückseitige Display erstreckt sich über eine Diagonale von 5,7 Zentimeter und ist wie das vordere ungewöhnlich hell. Selbst bei strahlendem Sonnenschein sieht man erstaunlich viel, der Hersteller spricht von einer Helligkeit von 750 Nits, das ist mehr als bei den meisten Smartphone-Displays. Links und rechts der Anzeige sind die wichtigsten Einstellungen sofort ablesbar, und bedient wird der Knubbel, indem man vom Rand aus mit dem Finger über die Anzeige streicht. Das alles ist nicht unbedingt selbsterklärend, aber man gewöhnt sich schnell.

Viel einfacher ist die Bedienung, wenn man Osmo Action mit einem Smartphone und zugehöriger App verbindet. Dann arbeitet der Bildschirm des Handys quasi als Fernsteuerung, man erhält ein größeres Sucherbild und kann viele Einstellungen mit wenigen Fingertipps vornehmen. Die Mimo genannte App verbindet sich über Bluetooth oder W-Lan mit der Kamera und erlaubt auch das Bearbeiten der Videos. Bequem ist sodann die Sprachsteuerung des Osmo Action, die mit fünf verschiedenen englischen Kommandos arbeitet und zum Beispiel den Aufnahmestart auslösen kann.

Videos nimmt die Kamera in 4K-Auflösung mit einstellbar 24 bis 60 Bildern je Sekunde (fps) auf. Der Sensor erfasst 12 Megapixel. Das ist alles klassentypisch. Innovativ ist jedoch der 4K-HDR-Modus für Videos. HDR steht für Hochkontrastaufnahmen, High Dynamic Range, und hier prescht DJI mit einer Funktionalität vor, die andere Hersteller nur in der Fotoabteilung bieten. Allerdings arbeitet HDR Video nur bis 30 fps. Wer befürchtet, dass die Videodateien zu groß werden und sich am Rechner nur mit viel Geduld und langen Wartezeiten bearbeiten lassen, kann stufenweise herunterschalten auf 2,7K, 1080P und 720P. Zeitlupe und Zeitraffer sind dabei, Slow-Motion-Effekte werden mit 720P oder 1080P mit 240 fps unterstützt.

Fotos kann man natürlich ebenfalls schießen, allerdings nicht während einer laufenden Videoaufnahme, sie werden im JPG- oder Raw-Format abgelegt. Alle Aufnahmen landen auf einer Micro-SD-Karte mit maximal 256 Gigabyte Fassungsvermögen. Der Akku ist wechselbar, das Gehäuse ist staub- und wassergeschützt und für Tauchtiefen bis 11 Meter ausgelegt. Der Objektivschutz lässt sich abdrehen und durch ND-Filter ersetzen. Der Akku hält je nach gewählter Videoeinstellung zwischen einer und zwei Stunden durch.

Die beste Bildstabilisierung bringt ein Gimbal, der mit kardanischer Aufhängung Bewegungen ausgleicht. Eine sehr kleine Action Cam, die für den Einsatz in widriger Umgebung gedacht ist, muss auf diese Mechanik verzichten und verwendet deshalb eine elektronische Bildstabilisierung. Die Idee besteht darin, dass man mit vielen Rechentricks die unvermeidlichen Wackler kompensieren kann und ein geglättetes Video erhält. Erkennt die Software ein Wackeln der Kamera, reagiert sie mit einer Verschiebung des aufgenommenen Bildes. DJI nennt seine selbst entwickelte Bildstabilisierung Rocksteady, und sie arbeitet in allen Videostufen, also selbst mit 4K und 60 fps.

Der erste Eindruck bestätigt, dass der Hersteller hier ganze Arbeit geleistet hat, Vergleichsvideos müssen zeigen, ob Osmo Action tatsächlich besser stabilisiert als die Hero 7. Mit einem Preis von 380 Euro ist das chinesische Produkt sogar ein bisschen günstiger als das amerikanische.