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Volkswagen: Up and away

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Nur noch elektrisch: Seat Mii

VW lässt seine Up-Familie sterben. 2022 wird wohl Schluss sein. VW überbrückt die Zeit mit Benziner und E-Up. Skoda Citigo und Seat Mii fahren nur noch mit Strom.

Die schärfsten Abgasgrenzwerte der Welt, mit vertretbarem technischem Aufwand unerreichbare Minderungsziele und Strafen bei Verfehlung der CO2-Vorgaben – dieser von der Europäischen Union angerührte Cocktail zeitigt erste sichtbare Konsequenzen. In der Kleinwagenklasse werden die Modellpaletten ausgedünnt.

Spektakuläres Beispiel: Der Volkswagen-Konzern lässt seine Up-Familie mit Verbrennungsmotor sterben. Das Škoda-Modell Citigo wird nur noch verkauft, solange der Vorrat reicht. Seat verfährt so mit seinem Mii. Und der Up als margenstärkste Variante wird zwar zunächst weitergeführt, nach Informationen von FAZ.NET am Ende seines Zyklus im Jahr 2022 aber auslaufen. Bis dahin stellen Seat und Škoda übergangsweise auf Elektroantrieb um, VW modifiziert seinen schon erhältlichen E-Up. Die baugleichen Drillinge kommen Anfang 2020 auf den Markt für vermutlich rund 20.000 Euro vor staatlicher Förderung.

Mit dem verglichen zum heutigen Einstiegsniveau hohen Preis befindet sich VW freilich in bester Gesellschaft, wer möchte, kann dies als Antwort auf neue Konkurrenten wie den E-Go sehen, für den mit adäquater Reichweite und kargerer Ausstattung ebenso viel verlangt wird. Oder auf den Sono Sion, dessen Einführung aber gerade wieder verschoben wurde. Die elektrischen Up-Mii-Citigo sollen 83 PS leisten, 260 Kilometer WLTP-Normreichweite haben und 130 km/h fahren.

Gleichwohl ist der Schritt auch eine Kapitulationserklärung, wie sie schon Opel durch die Aufgabe des Modells Adam abgegeben hat. Dort markiert der Corsa künftig den Einstieg. Andere werden folgen, zum Beispiel stellt sich die Frage, wie Fiat mit seinem auch nach Jahren noch erfolgreichen Modell 500 verfahren wird. Oder die zu Renault gehörende Marke Dacia, deren Erfolgsgeschichte sich aus bewährter, simpler Großserientechnik zu niedrigen Preisen speist.

Der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, Herbert Diess, schätzte kürzlich, die Anpassung eines Kleinwagens mit Benzinmotor an Grenzwerte und Unfallnormen werde je Fahrzeug 3500 Euro kosten. Das bezog sich auf die im Jahr 2021 wirksam werdende Norm Euro 6d und die noch rigidere Regulierung bis 2030, die nach Angaben aus Entwicklungsabteilungen insbesondere Kleinwagen allein mit Benzinmotor nicht werden erfüllen können. Eine Elektrifizierung aber sprenge in dieser Klasse den Preisrahmen. Darüber hinaus fordert die EU von 2022 an die Einführung von neun Assistenzsystemen in Neuwagen, die der Sicherheit, der Kontrolle des Verbrauchs und der Überwachung des Fahrers dienen sollen. Auch das gilt als unbezahlbar.