Erstmals seit 14 Jahren reist ein chinesischer Präsident ins Nachbarland. Kann er neue Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen über Pjöngjangs Atomwaffenprogramm bringen?
Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt reist ein chinesischer Präsident wieder nach Nordkorea. Die Staatsmedien beider Länder kündigten am Montag kurzfristig einen Besuch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping von Donnerstag bis Freitag dieser Woche im abgeschotteten Nachbarland an. Die Visite erfolge auf Einladung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un. Der geplante Besuch weckt in der Region die Hoffnung, er könnte Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm bringen. Die Reise des chinesischen Staatspräsidenten nach Nordkorea ist kurz vor dem G20-Gipfel in Japan Ende des Monats geplant.
Der Besuch Xi Jinpings in Nordkorea fällt den chinesischen Berichten zufolge mit dem 70. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern zusammen. Die Visite sei von „großer Bedeutung für die Bemühungen, auf den Erfolgen der Vergangenheit aufzubauen, um die bilateralen Beziehungen weiter voranzutreiben“, sagte Minister Song Tao von der internationalen Abteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Den Berichten zufolge wäre es der erste Besuch eines chinesischen Präsidenten in Nordkorea seit 14 Jahren. Die nordkoreanischen Medien nannten zunächst keine Details.
China ist der engste Verbündete Pjöngjangs und ein wichtiger Akteur in den Verhandlungen über die atomare Abrüstung in Nordkorea. Man sei bereit, eine konstruktive Rolle bei der Denuklearisierung der Halbinsel zu spielen, hatte Chinas Präsident im Januar beim letzten Besuch Kim Jong-uns in Peking gesagt. Um im Atomkonflikt Nähe zu Peking zu zeigen, hatte Kim den chinesischen Präsidenten zuvor bereits mehrfach in China besucht. Seit März 2018, als Kim zum ersten Mal überhaupt einen offiziellen Staatsbesuch machte, ist er insgesamt vier Mal in China mit Xi Jinping zusammengekommen.
Sein Besuch wurde jetzt zu einem Zeitpunkt angekündigt, an dem sich die Vereinigten Staaten und Südkorea darum bemühen, die Führung in Pjöngjang zu den Atomgesprächen zurückzubringen. Das zweite Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und Amerikas Präsident Donald Trump war Ende Februar in Vietnam gescheitert. Beide konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen.
Die südkoreanische Regierung habe wegen des geplanten Besuchs Xi Jinpings in Nordkorea in engen Konsultationen mit Peking gestanden, teilte das Präsidialamt in Seoul mit. Der Besuch werde hoffentlich zu einer „frühen Wiederaufnahme der Verhandlungen über die komplette Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und einem dauerhaften Frieden“ beitragen, hieß es.
Trump hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, er habe einen weiteren „schönen Brief“ von Kim Jong-un erhalten. Zum Inhalt äußerte sich Trump dabei nicht. Auf die Frage nach einem möglichen weiteren persönlichen Treffen mit Kim sagte der Präsident: „Es könnte dazu kommen.“ Konkreter wurde er nicht. Trump wird nach dem G20-Gipfel nach Südkorea weiterreisen.
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