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Zum Tode von Muhammad Mursi: Muslimbruder und Präsident

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Mursi wurde 2016 vom höchsten Gericht zum Tode und zu einer lebenslange Haftstrafe verurteilt.

Er war der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens und kämpfte seit Jahren gegen das Todesurteil an, das gegen ihn verhängt wurde. Nun ist Muhammad Mursi vor Gericht zusammengebrochen und gestorben.

Die letzten Jahre im Leben Muhammad Mursis waren vom Kampf gegen die Justiz und insbesondere eine Todesstrafe geprägt, die gegen ihn verhängt worden war. Insofern ist es tragisch, dass er, wie das ägyptische Staatsfernsehen am Montagabend berichtete, während einer Gerichtsanhörung zusammenbrach und kurz darauf im Krankenhaus starb. Mursi war mit verschiedenen Anklagen konfrontiert gewesen, nachdem er im Juli 2013 von der Macht vertrieben worden war.

Das neue Regime unter dem damaligen Verteidigungsminister und heutigen Präsidenten Abd al Fattah al Sisi klagte den Islamisten sowie weitere Führungskader der Muslimbruderschaft unter anderem wegen Landesverrats, Mordes und des Todes von Demonstranten im Dezember 2012 an. Ende 2016 hob das höchste Gericht ein Todesurteil sowie eine lebenslange Haftstrafe gegen Mursi auf und ordnete an, die Prozesse neu aufzurollen. Bei solchen Gelegenheiten wurden Bilder verbreitet, die den früheren Staatschef im orangefarbenen Häftlingsanzug und in einem Käfig zeigten.

Dabei war Mursi gar nicht die erste Wahl gewesen, als die Muslimbrüder im Zuge der Arabellion zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine echte Machtperspektive bekommen hatten. Nachdem der langjährige Machthaber Husni Mubarak im Februar 2011 nach wochenlangen Massenprotesten zum Rücktritt gedrängt worden war, waren die Islamisten die am besten organisierte politische Kraft in Ägypten.

Die Massen stellten sich gegen ihn

Dass ihr Wunschkandidat Khairat al Shater bei der Präsidentenwahl antrat, wurde vom übergangsweise herrschenden Militärrat jedoch verhindert. Mursi sprang für ihn ein. In der Stichwahl am 16. und 17. Juni 2012 setzte er sich knapp gegen den früheren Ministerpräsidenten und General Ahmad Shafiq durch. Zahlreiche Revolutionsaktivisten stimmten damals notgedrungen für Mursi, den sie als das kleinere Übel ansahen.

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Ein Jahr lang amtierte Mursi, der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. Er erwies sich jedoch als der Aufgabe nicht gewachsen – wie die Muslimbruderschaft insgesamt. Anstatt Brücken zu den Revolutionären und in die Zivilgesellschaft zu bauen, versuchten die Islamisten, die Herrschaft zu monopolisieren und ihre politischen Vorstellungen durchzusetzen. Hinzu kam Mursis Auftreten, das als hölzern empfunden wurde. Der 1951 in einem Dorf der Provinz Sharqiya als Sohn eines Bauern geborene Ägypter hatte Ingenieurwissenschaften studiert, zum Teil in den Vereinigten Staaten, und später als Universitätsdozent gearbeitet. Seit den achtziger Jahren wirkte er in der damals verbotenen Muslimbruderschaft, seit 1995 in ihrem Führungsrat.

Im Präsidentenpalast war Mursi mit immer größeren Massenprotesten konfrontiert, zugleich stellten sich „Überbleibsel“ des alten Regimes gegen seine Regierung. Als ein Teil der Revolutionäre und das Militär sich im Frühsommer 2013 gegen ihn zusammentaten, war sein politisches Ende besiegelt.