Ein Laden, in dem es immer nur ein Objekt zu kaufen gibt und eine Frau, die nie ohne ihren Hut außer Haus geht – die iranische Künstlerin Maryam Keyhani ist wahrhaft eine Erscheinung.
Manchmal, sagt Maryam Keyhani, ängstigten sich Kinder vor ihr. Das ist kaum verwunderlich, denn die iranisch-kanadische Künstlerin wirkt mit ihren oft ausladenden Roben und auffälligen Hüten fast wie eine Skulptur. Vor allem ihre Hüte legt sie an wie Rüstungen – doch sie sind nicht Kampfmontur, sondern eine phantastische Hülle, in der sie traumtänzerisch durch den Alltag spaziert. Manchmal sehen die Hüte aus wie überdimensionale Pilzköpfe oder wie eine Lawine aus aufeinandergestapelten Mini-Strohhüten oder langgezogenen Gesichtern. Seit sie mit Anfang 20 in Paris ihren ersten Vintage-Hut entdeckte, vergeht kein Tag, an dem sie ohne Hut aus dem Haus geht. Ihr acht Jahre alter Sohn Rumi kennt sie nicht anders. Das erste Wort ihrer Tochter Dali, ein Jahr alt, war: hat.
Die Erinnerungen an ihre eigene Kindheit in Iran sind wie ausgelöscht, sagt sie. Vielleicht sucht sie deshalb in ihrer Arbeit nach dem Verspielten. Keyhani war Einzelkind, in einem Land, in dem die Familie einen hohen Stellenwert hat. Als ihre Eltern mit ihr nach Kanada zogen, fing sie an der High School an, ohne ein Wort Englisch zu sprechen. „Ich fühlte mich einsam, war oft gelangweilt und habe mir dann meine eigene Welt geschaffen. Das Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören, verlässt einen nie.“
Nach dem Studium der Malerei wurde sie in Paris als Schmuckdesignerin entdeckt. Aber es zog sie zurück zur Kunst. So bunt und verspielt wie ihre Hüte und Gewänder sind auch ihre Illustrationen, Feder-Malereien und Glas-Skulpturen: verrückte Vögel und verschnörkelte Objekte in Pastellfarben. „Ich will meine persönlichen Traumata nicht so nach außen kehren, wie ich sie erlebe“, sagt sie. „Die Leichtigkeit ist meine Art, dem Tragischen zu entfliehen. Es ist interessant, eine iranische Künstlerin zu sein, weil alle erwarten, dass man etwas Politisches macht. Aber warum sollte eine iranische Frau nicht auch so etwas wie französische Perücken machen?“
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In Toronto hat sie den „wohl kleinsten Laden der Welt“ eröffnet, in dem es immer nur ein Objekt zu kaufen gibt, mal einen Flohmarktfund, mal etwas aus ihren Hut-Kollektionen, deren Modelle auch über ihre Website bestellt werden können. „Als Erwachsener denkt man oft, man habe es nicht verdient zu spielen. Aber nein, das Leben ist doch so wichtig. Ich lebe meine Phantasie.“
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