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Flixbus kauft Eurolines: Der grüne Riese wird immer größer

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Expansion nach Frankreich: Ein Flixbus vor dem Opernhaus in Paris.

In Deutschland ist Flixbus schon fast Monopolist, im europäischen Verkehr übernimmt das Unternehmen nun einen Konkurrenten. An die Börse wollen die Münchner mit den grünen Bussen aber erstmal nicht.

Der größte deutsche Fernbusanbieter Flixbus hat den Konkurrenten Eurolines gekauft. Flixbus einigte sich nach eigenen Angaben vom Donnerstag mit der Transdev-Gruppe auf die Übernahme von Eurolines und der vor allem in Frankreich verbreiteten Marke Isilines. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die beiden Unternehmen hatte schon Anfang März exklusive Verkaufsverhandlungen aufgenommen, wie die F.A.Z. berichtet hatte. „Wir wollen die erste Wahl für Reisende in ganz Europa sein“, hatte Flixbus-Geschäftsführer Jochen Engert erklärt.

Mit der Übernahme weite Flixbus sein Angebot auf „Schlüsselmärkten“ aus, erklärte der Chef der Unternehmensgruppe in Frankreich, Yvan Lefranc-Morin, nun. Eurolines ist in 25 Ländern aktiv – neben Frankreich unter anderem in den Niederlanden, Belgien, Tschechien und Spanien. Im vergangenen Jahr transportierte die Busgesellschaft rund 2,5 Millionen Menschen. Flixbus kam zuletzt auf 45 Millionen Passagiere in 29 Ländern.

Der Verkauf ermöglicht es Transdev, die Ressourcen auf den Kern seines Geschäfts zu konzentrieren, vor allem auf den öffentlichen Nahverkehr. Das französische Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt 82.000 Mitarbeiter und ist in 20 Ländern tätig. In Deutschland betreibt der Konzern die zweitgrößte Schienenfahrzeugflotte. Zu den Tochterunternehmen hierzulande gehören unter anderem die Bayerische Oberlandbahn und die Nordwestbahn. Mit 220 Millionen Fahrgästen jährlich sieht sich Transdev als größter privater Mobilitätsanbieter in Deutschland.

Das Wachstumstempo der Flixbus-Muttergesellschaft Flixmobility bleibt damit weiter enorm. Mit den grünen Flixbussen wurde der Fernbusmarkt in Europa aufgerollt, und seit dem vergangenen Jahr bietet Flixmobility den legendären Greyhound-Bussen in den Vereinigten Staaten Paroli. Das 2011 gegründete Unternehmen agiert dabei wie ein Plattformanbieter, der im Stil von Amazon, Airbnb oder Uber unter einer starken Marke Angebot und Nachfrage organisiert. Über eigene Fahrzeuge verfügt das Unternehmen dabei – bis auf einen Bus – praktisch nicht. Stattdessen werden lokale mittelständische Busunternehmer als Transporteure beauftragt.

Kein Börsengang?

Wie der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtet, hat sich Flixmobility indes gegen einen Börsengang entschieden. Stattdessen will Flixbus privates Investorengeld einsammeln, um durch Zukäufe weiter zu wachsen, schreibt der Dienst unter Berufung auf unterrichtete Kreise. Die Finanzierungsrunde soll Flixbus demnach 300 bis 400 Millionen Euro einbringen und das Münchner Mobilitäts-Startup mit mehr als 1
Milliarde Euro bewerten, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen – die um Anonymität gebeten hätten, weil die Angelegenheit vertraulich sei.

Den Aussagen zufolge wurden noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen und die Finanzierungspläne noch nicht formalisiert. Flixbus könnte die Mittel nutzen, um in den Vereinigten Staaten zu wachsen, und irgendwann später abermals einen Börsengang in New York oder in Europa in Erwägung ziehen, hieß es weiter.