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5G-Infrastruktur: Bundesnetzagentur hat keine Bedenken wegen Huawei

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Huaweis Technologie könnte bald im deutschen 5G-Netz und in Apples iPhones stecken.

Der Präsident der Bundesnetzagentur sieht keinen Grund, Huawei vom Bau der 5G-Infrastruktur auszuschließen. Huawei selbst zieht derweil auf einem anderen Feld einen Strategiewechsel in Betracht.

Die Bundesnetzagentur sieht keinen Grund, den chinesischen Technologiekonzern Huawei bei der Auftragsvergabe zum Bau der 5G-Infrastruktur auszuschließen. Der Präsident der Behörde Jochen Homann sagte gegenüber der „Financial Times“: „Die Position der Bundesnetzagentur ist, dass kein Anbieter, auch nicht Huawei, ausgeschlossen werden sollte oder könnte.“ Die Vereinigten Staaten hatten die deutsche Regierung in den vergangenen Monaten unter Druck gesetzt, Huawei aus Sicherheitsgründen auszuschließen.

Die amerikanische Regierung befürchtet, dass China die Huawei-Infrastruktur zu Spionage und Sabotage missbrauchen könnte. Huawei bestreitet das. Andere Länder, unter anderem Australien und Neuseeland, haben dem Druck der Vereinigten Staaten nachgegeben und Huawei aus Teilen ihrer Telekommunikationsinfrastruktur ausgeschlossen. Der amerikanische Botschafter in Berlin warnte unter anderem, die Vereinigten Staaten würden die Kooperation zwischen den deutschen und amerikanischen Geheimdiensten reduzieren, falls Huawei am 5G-Ausbau beteiligt werde.

Homann sagt dazu: „Die Bundesnetzagentur hat bisher keine konkreten Hinweise gegen Huawei erhalten, noch ist uns bekannt, dass eine andere Behörde in Deutschland irgendwelche verlässlichen Hinweise erhalten hat.“ Huawei auszuschließen bereite außerdem Probleme für die deutschen Netzanbieter: „Die Anbieter arbeiten alle ohnehin mit Huawei-Technologie in ihren Systemen. Außerdem hält Huawei eine große Zahl an Patenten in diesem Feld. Wenn Huawei ausgeschlossen würde, würde das die Verbreitung digitaler Netzwerke verlangsamen.“

Huawei könnte iPhone-Chips liefern

Um die Bedenken der Vereinigten Staaten auszuräumen hatte die Bundesnetzagentur im März einen Entwurf für neue Sicherheitsrichtlinien veröffentlicht. Demnach soll Ausrüstung in Zukunft nur von vertrauenswürdigen Verkäufern bezogen werden, die „nationale Sicherheitsbestimmungen sowie Bestimmungen zum Fernmeldegeheimnis und zum Datenschutz zweifelsfrei einhalten.“

Deshalb glaubt Homann: „Falls Huawei alle Bedingungen erfüllt, kann es an der Implementierung des 5G-Netzwerks teilnehmen.“ Er weist aber darauf hin, dass sicherheitsrelevante Komponenten nur genutzt werden könnten, wenn sie „IT-Sicherheitschecks einer genehmigten Prüfstelle durchlaufen haben und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert wurden“. Es werde „keine Bedingungen von Seiten der Bundesnetzagentur geben, die gegen ein bestimmtes Unternehmen gerichtet sind“.

Huaweis Chips könnten derweil schon bald auch in iPhones stecken. Bisher werden die Chips des chinesischen Konzerns nur in dessen eigenen Mobiltelefonen verwendet. In einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender „CNBC“ kündigte Huawei-Vorstandschef Ren Zhengfei nun an, offen für eine Zusammenarbeit mit Apple zu sein.

Konkurrenz für Intel und Qualcomm

In der Vergangenheit hatte Apple Chips von Intel und Qualcomm verwendet. Mit Qualcomm ist Apple aber in mehrere Rechtsstreitigkeiten um Patente verwickelt. Intels 5G-Technologie wird voraussichtlich erst im Jahr 2020 auf den Markt kommen. Falls Apple also noch in diesem Jahr ein 5G-fähiges iPhone veröffentlichen will, käme das Huawei-Angebot sehr gelegen.

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Huawei ist der weltgrößte Anbieter von Netzwerkausrüstung. In den Markt für Smartphones stieg das Unternehmen erst im Jahr 2010 mit eigenen, relativ preisgünstigen Modellen ein. In den vergangenen Jahren hat es sich aber auch dem Markt für teurere Modelle zugewandt, wo es vor allem mit Samsung und Apple konkurriert.