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Model Y: Teslas neuer Hoffnungsträger

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Erhältlich frühestens Ende 2020: Das „Model Y“ von Tesla

Elon Musk stellt das „Model Y“ vor. Das soll mal sein absatzstärkstes Auto werden. Bis es ausgeliefert wird, dauert es aber noch. Und diesmal gibt es starke Konkurrenz – auch aus Deutschland.

Elon Musk war wieder einmal in seinem Element. Am Donnerstag enthüllte er in der Nähe von Los Angeles das „Model Y“, das neueste Produkt des von ihm geführten Elektroautoherstellers Tesla. Es ist ein „Crossover“, also eine Art Kombination aus sportlichem Geländewagen (SUV) und klassischer Limousine. Musk schwärmte, es habe die Funktionalität eines SUV, fahre sich aber wie ein Sportwagen. Und wie es sein Markenzeichen ist, gab er kühne Ziele aus. Er sagte, wahrscheinlich werde sich das Model Y besser verkaufen als alle bisherigen Tesla-Produkte zusammen, also das Model S, das Model X und das Model 3.

Mit der knalligen Show lenkte er zumindest für einen Abend von den Turbulenzen ab, inmitten derer sich Tesla im Moment befindet. Den finanziellen Sorgen zum Beispiel oder den Auseinandersetzungen mit der Börsenaufsicht SEC. Allerdings zeigte sich die Wall Street von Musks Auftritt nicht sonderlich beeindruckt: Der Aktienkurs von Tesla verlor am Freitag im Handelsverlauf mehr als 4 Prozent an Wert.

Wie für Tesla nicht unüblich hat Musk das Model Y enthüllt, lange bevor es an die ersten Kunden ausgeliefert werden soll. Im Moment stellt er in Aussicht, dass die ersten Exemplare Ende nächsten Jahres produziert werden. Auch das muss freilich noch eingehalten werden, denn in der Vergangenheit hatte Tesla bei der Einführung neuer Modelle mit erheblichen Verzögerungen zu kämpfen. Das Unternehmen hat auch schon im Herbst 2017 einen Schwerlaster mit dem Namen „Tesla Semi“ und einen „Roadster“-Sportwagen enthüllt, und keines dieser Fahrzeuge ist bislang auf dem Markt. Tesla nimmt allerdings Reservierungen und damit verbundene Anzahlungen entgegen, so wie jetzt auch beim Model Y. Die Anzahlung für das neue Crossover liegt bei 2500 Dollar, und sie ist erstattungsfähig.

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Reichweite von 480 Kilometern

Mit dem Model Y will das Unternehmen den Weg fortsetzen, den es mit dem Model 3 eingeschlagen hat. Dieses 2017 erstmals herausgekommene Fahrzeug sollte für Tesla das Tor in den Massenmarkt öffnen, da es deutlich billiger ist als die vorherigen Premiummodelle S und X. Es kam mit dem Ziel eines Startpreises von 35.000 Dollar auf den Markt. Am Anfang verkaufte Tesla zwar aus finanziellen Erwägungen nur teurere Versionen, seit kurzem ist aber zumindest in Amerika tatsächlich ein Model 3 für 35.000 Dollar erhältlich. In Deutschland kostet das Auto noch mindestens 52.300 Euro.

Für das Model Y peilt Musk einen Startpreis von 39.000 Dollar an, aber ebenfalls nicht von Anfang an. Zunächst sollen nur Varianten zu kaufen sein, die mindestens 47.000 Dollar kosten. Auf der deutschen Internetseite ist von einem Mindestpreis von 55.000 Euro die Rede, hier kann das Auto im Gegenzug für eine Anzahlung von 2000 Euro reserviert werden. Das Model Y ist nach Angaben von Musk rund 10 Prozent größer als das Model 3, aber rund drei Viertel der Bauteile in den beiden Autos sollen identisch sein. Die Reichweite der zunächst in Amerika verfügbaren Basisversion soll rund 480 Kilometer betragen.

Teslas Bargeldreserven schrumpfen

Mit dem Model Y würde Tesla erstmals ein vergleichsweise erschwingliches Auto im SUV-Segment haben, das sowohl auf dem amerikanischen Heimatmarkt als auch in anderen Regionen wie Europa und China stark wächst. Die Ausgangslage für das Model Y ist aber um einiges anders als bei der Einführung von Teslas bisherigen Modellen. Früher war die Zahl der vollelektrischen Konkurrenzprodukte sehr überschaubar, nun aber drängen immer mehr Autohersteller mit Macht in diesen Markt, und dabei sind auch die deutschen Hersteller an vorderster Front. Etwa Audi mit dem neuen vollelektrischen E-Tron und Mercedes-Benz mit dem Modell EQC. Beides sind Crossover-Autos so wie das Model Y.

Für Tesla soll das Model Y nicht die einzige Produktenthüllung in diesem Jahr bleiben. Musk hat gesagt, dass er auch noch einen Pick-Up-Transporter vorstellen will. In der Zwischenzeit wird aber wieder der graue Alltag im operativen Geschäft einkehren, in dem Tesla zuletzt für einige Negativschlagzeilen gesorgt hat. Musk hat kürzlich zugegeben, im Gegensatz zu vorherigen Angaben für das laufende Quartal keinen Gewinn mehr zu erwarten. Derweil schrumpft auch das Liquiditätspolster, nachdem gerade eine Wandelanleihe von 920 Millionen Dollar fällig geworden ist.