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Dax-Bilanz: Ausgerechnet die Autokonzerne verdienen am meisten

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Neufahrzeuge von VW: der Konzern kann sich über 4,5 Milliarden Euro freuen.

Die Dax-30-Konzerne verdienen so viel wie nie zuvor. Und besonders der Autoindustrie geht es trotz Dieselkrise gut. Auch die Beschäftigung profitiert.

Der Blick auf diese Zahlen zeigt, was Deutschland verlieren kann, wenn die Autoindustrie im Zuge der Dieselkrise ins Straucheln kommen sollte. Sie zeigen aber auch, wie gut es in der deutschen Wirtschaft derzeit insgesamt läuft. Denn alle 30 Konzerne, die mit ihren Aktien im Aktienindex Dax vertreten sind, verdienen derzeit gemeinsam so viel wie noch nie zuvor.

Und das auf breiter Front: Nicht weniger als drei von vier Unternehmen verzeichneten im zweiten Quartal des laufenden Jahres abermals steigende Ergebnisse. Die höchsten Gewinne wiederum fuhren im zweiten Quartal ausgerechnet zwei Autohersteller ein, die derzeit beinahe jeden Tag Schlagzeilen machen: Volkswagen erwirtschaftete ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4,5 Milliarden Euro. Und im Hause Daimler waren es 3,7 Milliarden Euro.

Der Daimler-Aktie brachte dies ein Plus von rund einem Prozent bisher. Zwar entwickelte sie sich in dieser Zeit tendenziell parallel zum Dax, zeigte sich aber stabiler.

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Schaut man auf alle Dax-30-Unternehmen, ist der operative Gewinn in dieser Zeitspanne um fast ein Drittel auf gut 39 Milliarden Euro gestiegen. Und auch die Umsätze erreichten ein neues Rekordniveau – sie kletterten um 6 Prozent auf 344 Milliarden Euro. Das stärkste Gewinnwachstum erzielten die seit dem Atomausstieg stark leidenden Energiekonzerne Eon und RWE (plus 343 beziehungsweise 238 Prozent). Dieser Sprung beruht aber nicht in erster Linie auf Fortschritten im operativen Geschäft, sondern auf der Rückerstattung der in Vorjahren gezahlten Kernbrennstoffsteuer. Der Aktienkurs legte am Montag, als die Zahlen veröffentlicht wurden, dennoch um 2,7 Prozent zu.

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Wenn man allein das Umsatzwachstum betrachtet, hatte Heidelberg Cement die Nase vorn. Der Grund hierfür ist aber ebenfalls ein Sondereffekt, nämlich die Übernahme von Italcementi. Deshalb wuchs der Umsatz des Baustoffkonzerns um 29 Prozent. Der Aktienkurs fiel seitdem allerdings um knapp 4 Prozent. An der Börse wurden die Zahlen allerdings als schwach bis durchwachsen eingestuft. Auf vergleichbarer Basis sei der Umsatz nur marginal gewachsen, operativ habe Heidelbergcement weniger verdient als im zweiten Quartal 2016. Für schlechte Stimmung sorgte auch eine Kartellstrafe von 84 Millionen Euro, die just gegen Italcementi verhängt wurde.

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Der Sportartikelhersteller Adidas legte um 20 Prozent zu, der Gesundheitskonzern Fresenius aus Bad Homburg um 18 Prozent. Bis auf Munich Re und RWE konnten im zweiten Quartal alle Unternehmen ihren Umsatz steigern.

Vom Aufschwung profitiert auch die Beschäftigung: Die Zahl der Mitarbeiter der Dax-Konzerne stieg in den vergangenen drei Monaten im Vergleich zur gleichen Zeitspanne des Vorjahres um 3,7 Prozent. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben allein die Dax-Konzerne damit 135.000 neue Stellen geschaffen. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- und Quartalsberichte der entsprechenden Unternehmen.

„Die Dax-Konzerne konnten den Schwung aus dem ersten Quartal erfolgreich in das zweite Quartal mitnehmen – und beim Gewinnwachstum sogar noch eine Schippe drauflegen“, wird dazu Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung von EY, in der entsprechenden Mitteilung zitiert: „Immerhin 17 Unternehmen schafften ein Umsatzplus von fünf Prozent und mehr. Angesichts der unsicheren politischen Großwetterlage und durchaus bestehender wirtschaftlicher Risiken ist diese fast durchweg gute Entwicklung bemerkenswert. Und auch die zweite Jahreshälfte scheint vielversprechend angelaufen zu sein: Neun Unternehmen haben mit der Vorlage der Halbjahresberichte ihre Umsatz- oder Gewinnprognose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert, nur zwei Unternehmen haben eine Gewinn- oder Umsatzwarnung abgegeben. 2017 dürfte also ein Rekordjahr werden.“

Währungsschwankungen sind ein Risiko

Besonders gut entwickelte sich wie schon im ersten Quartal das Geschäft mit Asien und den Vereinigten Staaten, das jeweils um zehn Prozent wuchs – wobei sich allerdings in beiden Regionen Währungseffekte positiv auswirkten. Doch auch auf dem Heimatkontinent laufen die Geschäfte derzeit gut: Die in Europa erwirtschafteten Umsätze stiegen um 5 Prozent, der Anteil Europas am Gesamtumsatz ging damit leicht zurück – von 51 auf 50 Prozent.

Kurzfristige Risiken sieht Meyer derzeit vor allem in neuen Währungsschwankungen – zuletzt hat der Euro kräftig an Wert gewonnen –, steigenden Rohstoffpreisen und der konjunkturellen Entwicklung in Großbritannien. Der nach dem Brexit-Votum erwartete Konjunktureinbruch sei in Großbritannien zwar zunächst ausgeblieben. Aber inzwischen seien an vielen Stellen Zeichen für einen kräftigen Dämpfer auf dem britischen Markt zu erkennen.

„Zuletzt sind beispielsweise im Juli die Auto-Neuzulassungen um gut 9 Prozent zurückgegangen, die Ausfuhren deutscher Autos und Autoteile nach Großbritannien sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 10 Prozent gesunken. Für deutsche Unternehmen steht in Großbritannien viel auf dem Spiel, denn sie sind zum Teil massiv vor Ort engagiert“, sagt Meyer.

Die deutschen Unternehmen ruhen sich auf den Erfolgen früherer Produktideen und Weiterentwicklungen auch nicht aus, sondern investieren weiter kräftig – in neue Mitarbeiter, aber auch in die Forschung und Entwicklung. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum zuletzt um weitere 7 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro.