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Solarworld: Wie Asbeck den Neustart plant

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Dickes Ende: Solarworld ist insolvent, der Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck kommt als Sanierer wieder.

Solarworlds früherer Vorstandschef hat sich mit einem zweistelligen Millionenbetrag an der Rettung des Unternehmens beteiligt. Nach der Insolvenz soll nun vor allem günstiger produziert werden.

Nach der Insolvenz der Solarworld AG richtet der bisherige Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck das Geschäftsmodell neu aus. Weniger Eigenfertigung, drastische Kostensenkungen und trotzdem Premiumqualität, lautet die Devise. Die als Vorprodukt benötigten Wafer werden künftig zugekauft, in den Fabriken in Arnstadt und Freiberg werde die Nachfolgegesellschaft Solarworld Industries „vorerst“ nur die Zell- und Modulfertigung weiterführen, sagte er der F.A.Z..

Obwohl die Belegschaft von zuletzt 1800 Mitarbeitern auf nur noch 515 schrumpfen wird, plant er in den Fabriken in Freiberg und Arnstadt mit einer Fertigungskapazität von 700 Megawatt, nur ein Drittel weniger als bisher. Die Startaufstellung sei „knapp, aber genau kalkuliert“. Der Hauptsitz der neuen GmbH bleibt Bonn, wo rund 40 Beschäftigte für Vertrieb und Verwaltung arbeiten sollen.

Asbeck hält direkt und indirekt 51 Prozent des Unternehmens, die Qatar Solar Technologies, welche sich nach der Beinahe-Pleite von 2013 als Großaktionär der Solarworld AG eingekauft hatte, bleibt mit 49 Prozent dabei. Im Gegenzug verzichten die Qatarer auf einen mit Pfandrechten abgesicherten Unternehmenskredit in der Größenordnung von 50 Millionen Euro.

Asbeck hat sich an der Rettung des Unternehmens nach Angaben seines Sprechers mit einer Summe „im mittleren zweistelligen Millionenbereich“ beteiligt, neben eigenen Geldmitteln auch durch den Verzicht auf Forderungen und Mieten. Die Solarworld AG nutzte zum Teil Immobilien, die Asbeck oder seiner Familie gehören. Im vorigen Geschäftsjahr waren dafür rund 3 Millionen Euro an Mieten geflossen. Der Gesamtwert der Transaktion inklusive der Barkomponente lag nach Angaben aus der Gläubigerversammlung am vorigen Freitag bei 96 Millionen Euro.

Um mit der Konkurrenz aus China mithalten zu können, will sich Asbeck ganz auf das Premiumsegment konzentrieren. „Technologisch haben wir die Nase immer noch weit vorn“, sagt er. Und „mit deutlich reduzierten Kosten“ sei man nun auch wieder profitabel. „Wir bieten ein Premiumprodukt zum fairen und wettbewerbsfähigen Preis an“, sagte Asbeck.

Durch die Insolvenz ist auch die Klage des amerikanischen Siliziumherstellers Hemlock vom Tisch, der aus einem nicht erfüllten Liefervertrag 700 Millionen Dollar Schadensersatz forderte. Den Versuch, diese Ansprüche im Insolvenzverfahren geltend zu machen, hatte die Richterin des Bonner Amtsgerichts bei der Gläubigerversammlung abgebügelt.

Forschung bleibt Schwerpunkt

Solarworld war der einzige deutsche Photovoltaikhersteller, der die komplette Wertschöpfungskette vom Silizium bis zum fertigen Modul abdeckte. Viele Experten sahen darin einen Grund für zu hohe Kosten. Denn die Konkurrenten kaufen in der Regel sogar die Zellen preiswert in Asien zu und beschränken sich auf die Herstellung der Module.

Auch in der neuen Produktionsstruktur, in der zwei Fertigungsstufen wegfallen, will Asbeck an beiden Produktionsstandorten in Sachsen und Thüringen festhalten. Die zwei Fabriken seien nur 200 Kilometer voneinander entfernt. „Da reichen ein paar Lastwagen zum Pendeln. Das geht völlig in Ordnung.“

Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt im neuen Rumpfunternehmen die Forschung, in der rund ein Achtel der Belegschaft arbeiten soll. Asbeck setzt auf eine engere Kooperation in der Branche sowie mit Maschinenbauern und Lieferanten, um „gemeinsam den technologischen Vorsprung gegenüber China auszubauen“. „Dafür erwägen wir, die Solarworld-eigene Forschung als eine gemeinnützige Gesellschaft auszugliedern“, kündigte er an.

Auch die Politik müsse Lehren aus dieser Insolvenz ziehen. Von der staatlichen Förderung hätten vor allem chinesische Anbieter profitiert. „Die gegenwärtigen Ausschreibungen, in denen nur der Preis, nicht aber die Qualität zählt, verstärken das noch“, kritisierte er. Die Auktionen und auch die allgemeine Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz müssten deshalb an Qualitäts-, Effizienz- und Ökostandards geknüpft werden.