Finanzen

Fusionsspekulationen: Auftrieb für die Commerzbank-Aktie

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Interessante Farbenspiele: Mischt man blau (Deutsche Bank) und gelb (Commerzbank), kommt grün (Dresdner Bank) raus. Hoffentlich eher nicht.

Abermalige Spekulationen um eine Fusion der Deutschen Bank und der Commerzbank beflügeln am Montag deren Aktienkurse. Doch die Skepsis am Sinn des Zusammenschlusses ist weiter groß.

Nach dem Kursrutsch der Vorwoche erholen sich die Notierungen der Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank am Montagmorgen. besonders der Kurs der Commerzbank steigt um mehr als 4 Prozent auf 6,909 Euro. Nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag waren die Aktienkurse der Banken deutlich gefallen. Der Aktienkurs der Deutschen Bank steigt um 2,3 Prozent auf 7,858 Euro.

Nun befeuert ein Bericht der „Welt am Sonntag“ die bestehenden Fusionsspekulationen: Die Zeitung will aus Finanzkreisen erfahren haben, dass der Vorstand der Deutschen Bank beschlossen habe, Gespräche mit dem Konkurrenten aufzunehmen. Es habe schon „inoffizielle Kontakte in sehr kleiner Runde gegeben“, die allerdings noch nicht in einem Stadium seien, in dem sie mitteilungspflichtig seien. Sprecher beider Geldhäuser wollten den Bericht am Samstag nicht kommentieren.

Dies geschehe auf Drängen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Finanzstaatssekretär Jörg Kukies. Innerhalb der nächsten Wochen, am besten vor der Europawahl Ende Mai“ erwarte man in Berlin eine Reaktion, hieß es.

Der FDP-Finanzexperte Otto Fricke zieht den Sinn einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank dagegen in Zweifel. Die Finanzkrise vor gut zehn Jahren habe doch gelehrt, dass es immer schwieriger werde, je größer Banken seien, sagte der Politiker am Montag im Deutschlandfunk.Die Idee der Bundesregierung, nationale Champions formen zu wollen, sei veraltet.

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In den vergangenen Jahren sei die deutsche Wirtschaft auch mit vergleichsweise schwachen Privatbanken gut gelaufen. Die Politik dürfe sich nicht nur auf Deutschland konzentrieren, sonst gäbe es hier am Ende ein Klumpenrisiko dieses Geldhauses. Die Regierung sollte vielmehr über den Tellerrand hinausschauen nach Europa und dort Möglichkeiten ausloten.

Die Sorge der Bundesregierung ist, dass ein ausländischer Konkurrent nach der Commerzbank greifen könnte. Damit würde der Deutschen Bank nicht nur der Fusionspartner abhanden kommen, sondern auf dem Heimatmarkt ein starker Konkurrent erwachsen, während andere Banken im Investmentbanking immer bedeutender würden.

Ein Selbstläufer ist eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank nicht. Ohne eine Kapitalerhöhung dürfte ein Zusammenschluss kaum möglich sein, stille Lasten müssten aufgedeckt werden. Die Analysten von Morgan Stanley schätzen das mögliche Kapitalloch kürzlich auf vier bis neun Milliarden Euro. Zudem fielen wohl mindestens zehntausend Stellen weg.

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Auch bei den Aktionären ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig. „Wir sind weiterhin skeptisch, dass eine Fusion sinnvoll ist“, sagte ein Großaktionär der Deutschen Bank am Wochenende der Nachrichtenagentur Reuters. Bevor man sich für einen solchen Schritt entscheide, müsse ein umfassender Plan für die Zukunft der fusionierten Bank vorliegen.

„Ich halte eine Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank zu diesem Zeitpunkt für falsch. Zwei angeschlagene Institute ergeben kein Gesundes“, sagt der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz und steht mit seiner Einschätzung nicht allein. Schließlich kämpft auch die Commerzbank mit Gegenwind, ihre mittelfristigen Ertrags- und Renditeziele hat sie in den vergangenen Monaten kassiert.