Finanzen

Fondsmanager schlagen Indexfonds

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Vor allem von Tech-Aktien an der Wall Street haben die Aktienfonds profitiert.

Überraschend viele aktiv gemanagte Aktienfonds haben zuletzt ihren Vergleichsindex geschlagen. Ob dieser Trend andauert, hängt von der Massenspekulation auf Technologieaktien ab.

Die bei Privatanlegern immer populärer werdenden Indexfonds könnten in diesem Jahr möglicherweise das erste Mal seit der Finanzkrise an der Wall Street das Nachsehen haben. Denn in den ersten fünf Monaten des Jahres haben sich aktiv gemanagte Aktienfonds überraschend gut geschlagen. Nahezu die Hälfte dieser Fonds, bei denen Fondsmanager über die Zusammensetzung des Portfolios entscheiden, hat nach Angaben des Informationsdienstes Morningstar besser abgeschnitten als ihr jeweiliger Vergleichsindex.

Der Kauf von Indexfonds, also von passiven Fonds, die lediglich ein bestimmtes Marktbarometer abbilden, gilt unter vielen amerikanischen Privatanlegern seit Jahren als Zeichen gesunden Menschenverstandes – selbst Starinvestor Warren Buffett empfiehlt diese Anlage. Aktive Fonds, bei denen Fondsmanager mit einer geschickten Auswahl von Wertpapieren besser abschneiden wollen als vergleichbare Indizes, hatten zuletzt Geldabflüsse verbucht. Aktiv gemanagte Fonds sind im Vergleich zu Indexfonds teurer, weil die Kosten für die Bezahlung von Analysten und Fondsmanagern Anlegern in Form von Gebühren in Rechnung gestellt werden. Anleger nehmen das hin, solange die Leistung stimmt. Aber nur einer Minderheit von Fondsmanagern gelingt es langfristig, den Index zu schlagen.

Dieses Jahr könnte eine Ausnahme werden. Bei aktiv gemanagten Fonds, die auf Aktien mit großem Börsenwert spezialisiert sind, haben von Anfang Januar bis Ende Mai sogar mehr als die Hälfte den Vergleichsindex S&P 500 geschlagen, heißt es in einem Bericht der Investmentbank Goldman Sachs. Das ist das beste Ergebnis seit dem Jahr 2009. Im März 2009 hatte eine bis heute anhaltende Hausse begonnen, in der passive Aktienfonds Jahr um Jahr vorne lagen.

Techwerte sind das wichtigste Börsensegment

Die überdurchschnittliche Erfolg der Fondsmanager in den vergangenen Monaten scheint allerdings eher einem Herdentrieb und nicht zunehmendem Talent geschuldet. Laut Goldman haben die Fonds Aktien aus zwei Marktsegmenten stark übergewichtet, die in diesem Jahr besonders populär sind: Technologieaktien und zyklische, also konjunktursensible Konsumwerte. Ob die aktiven Fondsmanager die Erfolgssträhne der Indexanbieter in diesem Jahr brechen werden, wird vor allem von der Entwicklung der Technologietitel abhängen, auf die rund 23 Prozent des S&P-500-Börsenwertes entfallen.

Amazon, bei Facebook und bei Alphabet, der Muttergesellschaft von Google. Die Akienkurse von Amazon und Facebook sind in diesem Jahr um rund 30 Prozent geklettert, Alphabet um rund 25 Prozent. Amazon und Alphabet machten jüngst Schlagzeilen, weil die Preise für deren Aktien über 1000 Dollar gestiegen waren. Aktienfonds, die stärker auf Substanzwerte setzen, haben große Wetten auf den Elektronikkonzern Apple (plus 30 Prozent) und den Softwarehersteller Microsoft (plus 13 Prozent) abgeschlossen.

Nasdaq lag zuletzt mit 15 Prozent im Plus. Fondsmanager halten die Wette auf den Nasdaq Composite nach einer Umfrage von Bank of America Merrill Lynch für die derzeit „weltgrößte Massenspekulation“. Michael Hartnett, Chefanlagestratege der Bank, bezeichnete die Stimmung der Investoren als „optimistisch“. Trotz der Rekorde in Aktien- und Anleihemärkten sei Irrationalität noch nicht spürbar. Händler ziehen sich manchmal bewusst aus zu populären Positionen zurück. Dahinter steht die Überlegung, dass irgendwann das Kaufinteresse erlahmt, wenn die Mehrheit der Anleger bereits investiert und die Kurse schon deutlich gestiegen sind.

Am Freitag allerdings gab es erst mal einen Rücksetzer. Ein Bericht der Investmentbank Goldman Sachs Facebook und am Online-Filmverleih Netflix hält, räumt ein, dass die Aktien teuer geworden sind. Auch der Aktienkurs von Netflix ist in diesem Jahr schon um 34 Prozent gestiegen. „Aber fragen Sie sich: Was will man in fünf Jahren sonst besitzen?“, sagte er dem „Wall Street Journal“. Technologieaktien im S&P 500 kommen nach Angaben des Informationsdienstes Factset derzeit auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 auf Basis der für die kommenden 12 Monate erwarteten Gewinne.

Damit sind sie etwas teurer als der S&P 500, der ein durchschnittliches KGV von knapp 18 ausweist – was etwas über dem historischen Durchschnitt liegt. Aber Technologiewerte sind immer noch sehr viel günstiger als im Jahr 2000, als das KGV dieses Marktsegments auf mehr als 53 geklettert war.

Einige Fondsmanager wie Justin White vom T. Rowe Price New America Growth Fund haben angesichts der starken Kursgewinne der Technologieaktien ihre Positionen schon etwas reduziert. White, dessen Fonds in diesem Jahr um 21 Prozent gestiegen ist, will die Titel im Vergleich zum Index aber nicht untergewichten. Der Grund: Die Kurse hätten immer noch Wachstumspotential.