Essen & Trinken

Wie schöne Tischgenossen Sie schlank machen

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Szene aus dem Film „Allied“: Sitzt Ihnen ein schöner Mann gegenüber, so werden Sie vermutlich nur einen Salat bestellen.

Würden Sie einen fetten Hamburger bestellen, wenn Sie mit ihrer Traumfrau ausgehen? Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Wer aber weiß, wie das Unterbewusstsein unser Essverhalten lenkt, hat entscheidende Vorteile.

Wenn Sie das nächste Mal essen gehen, sollten Sie sich genau überlegen, mit wem. Sitzt Ihnen ein schöner Mann gegenüber, so werden Sie vermutlich nur einen Salat bestellen- ist es eine gute Freundin, darf es eine fette Portion Nudeln mit Gorgonzolasauce sein. Falls Sie ein Mann sind, werden Sie, je nachdem, ob Ihnen eine schöne Frau oder ein guter Kumpel gegenübersitzt, eher ein Filetsteak oder einen Hamburger nachfragen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls Tobias Otterbring, Psychologe an der Universität Karlstad. Im Fachblatt „Food Quality and Preference“ schreibt er, dass Menschen, die einem schönen potentiellen Partner gegenübersitzen, andere Dinge ordern, als sie normalerweise bestellen würden.

Ernährung, sagt Otterbring, sei ein Kommunikationsmittel: Männer wollten sich durch ihre Bestellung einen wohlhabenden Anstrich geben, Frauen einen schönen und gesunden. Wie er das herausgefunden hat? Er hat mit 530 männlichen und weiblichen Studenten Experimente gemacht. Dabei wurde den Probanden entweder das Foto eines attraktiven oder eines weniger attraktiven Menschen gezeigt, das sie bewerten mussten. Auf einem scheinbar davon unabhängigen Fragebogen sollten sie anschließend beurteilen, wie viel Geld sie für bestimmte Produkte ausgeben würden, beispielsweise für Vollkornnudeln oder Pizza. Die Ergebnisse waren eindeutig.

Fette Kellner, andere Bestellung

Was bedeutet dies alles aber nun für die Werbeindustrie? Dass man teure Produkte auch im Food & Beverage-Bereich am besten mit Hilfe von schönen Körpern verkauft? Einerseits ja. Aber für billiges oder ungesundes Essen gilt das nicht. Denn hier könnten schöne Männer-Models die Frauen vom Kauf abhalten. Hübsche männliche Angestellte in Fast-Food-Restaurants wären auch ein No-go. Wer hätte das gedacht?

45917289 Was bestellen Sie jetzt? – Ivanka Trump bei einem Dinner.

Dabei ist ja schon lange klar, dass das, was wir essen, der Selbstinszenierung dienen kann. Die Psychologinnen Deanna Mori, Shelly Chaiken und Patricia Pliner haben vor dreißig Jahren nachgewiesen, dass Frauen weniger als üblich essen, wenn ihnen ein attraktiver Mann gegenübersitzt. Männer hingegen ließen sich von einem attraktiven Gegenüber nicht den Appetit verderben.

Auch das Körpergewicht der Kellnerin oder des Kellners hat Einfluss auf das, was wir bestellen. Brent McFerran von der kanadischen Simon Fraser University stattete Kellner und Kellnerinnen mit einer täuschend echten Nachbildung von Fett- und Muskelmasse aus. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern wies er sodann nach, dass die Probanden, denen diese dicken Servicekräfte die Speisekarte brachten, andere Dinge bestellten, als wenn die Kellner die Fett-Attrappe nicht trugen.

Attraktivität geht durch den Magen

Dabei gab es bei den Kunden zwei unterschiedliche Verhaltensweisen: Diejenigen Kunden, die nicht auf Diät waren, bestellten mehr, wenn der Kellner dünn war, und weniger, wenn er dick war. Diejenigen, die gerade auf Diät waren, bestellten indessen mehr, wenn der Kellner dick war. Wenn der dicke Kellner ihnen ein ungesundes Gericht empfahl, bestellten sie es, während sie das bei einem dünnen nicht taten. Die Vermutung: dass Menschen sich eher mit Menschen identifizieren, die ein ähnliches Körpergewicht haben wie sie selbst, und daher deren Empfehlungen mehr vertrauen.

Was bedeutet das alles für Ihren nächsten Restaurantbesuch? Ganz einfach: Essen Sie, was Sie wollen, lehnen Sie sich zurück, und beobachten Sie genau, was Ihr Gegenüber bestellt. Denn Sie sind jetzt im Vorteil, weil Sie diesen Text gelesen haben. Sie können an der Bestellung des anderen ablesen, wie attraktiv er oder sie Sie findet – und Ihr weiteres Vorgehen darauf abstimmen.

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