Mode & Design

Ein Designer aus San Francisco in New York

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Derek Lam

Mit seiner Modemarke hat sich Derek Lam längst in New York etabliert. Aber wenn er sich nach Wasser und Aussicht sehnt, fährt er nach San Francisco. Wir haben mit ihm über seine Heimat gesprochen.

Wer Derek Lam in seinem Apartment am Gramercy Park besucht, vom Doorman unten am Eingang gesagt bekommt, in welche Etage man muss, und dann ein paar Minuten später durch die Wohnungstür tritt – der steht im Zuhause eines echten New Yorkers. Aus der Wohnung kommt Hund Roscoe, ein Irish Terrier, angelaufen und bellt. Auf einem Hocker liegt eine Ausgabe des „New Yorker“, Derek Lam bittet in die Library. Das weiche Sofa ist mit gelbem Samt bezogen, drumherum genug Bücher, um diese Ecke Bibliothek zu nennen. Rechts daneben an der Wand ein riesiger Chuck Close, der die Künstlerin Sienna Shields im Profil zeigt. Derek Lam und Jan-Hendrik Schlottmann, sein deutscher Ehemann und Geschäftspartner des gemeinsamen Labels, haben es am Nachmittag, bevor Hurrikan Sandy den Stadtteil Chelsea im Herbst vor fünf Jahren verwüstete, dort in der Pace Gallery gekauft. Im Hintergrund spielt an diesem frühen Abend Jazzmusik.

Mit seiner Modemarke hat sich der Designer längst in New York etabliert, privat sowieso, wie man schon an der Lage seiner Wohnung am Gramercy Park erkennt. Aber wenn Derek Lam mal eine wirklich atemraubende Aussicht braucht, die selbst die Aussicht aus seinem Wohnzimmer auf die alten Bäume im Park gegenüber toppt, dann muss er nach Hause fahren: nach San Francisco.

Sehnsucht nach dem Westen

„Die Stadt, das Wasser, einfach großartig“, sagt Derek Lam. „Und darüber die Golden Gate Bridge. Dass diese alte Struktur wirklich den Ozean überbrückt, das beeindruckt mich immer noch.“ Derek Lam, 50 Jahre alt, kennt San Francisco noch aus der Zeit, bevor die Start-up-Welle rollte. „Und dann das Licht! Es ist so besonders, weil die Stadt an drei Seiten von Wasser umgeben ist.“ Auch dafür muss er nach San Francisco fahren. Das schafft er gut dreimal im Jahr. Selbst das Wetter, eigentlich ein Minus-Punkt für Touristen in der Bay-Area, sei vorhersehbar: „Es ist das ganze Jahr über schön. Nur im Sommer wird es gegen Nachmittag kalt.“

45654688 Die Stadt, die Luft, das Wasser: Früher wollten viele junge Menschen nach Los Angeles – heute bleiben sie in San Francisco.

Derek Lam ist ein New Yorker, der sich immer noch an der Westküste zu Hause fühlt. „In jedem Fall mehr als an der Ostküste“, sagt er. „Den einzigen Ort, den ich hier so gut kenne wie die gesamte Westküste, ist eben New York.“ Seit er 20 Jahre alt ist, wohnt er hier. „Aber die Westküste macht einen großen Teil von mir aus.“ Da ist es nicht von Nachteil, dass den Bewohnern San Franciscos ein paar nette Eigenschaften zugeschrieben werden können. „Die Gegend ist von Leuten besiedelt, die sehr offen sind“, sagt Lam. „Es gibt dort viel weniger Regeln, egal, ob es um Mode geht oder allgemein um die Gesellschaft.“ Der Modemacher meint auch den Grund dafür zu kennen: „Von der Westküste schaut man immer auf den Pazifik, Richtung Horizont und Zukunft.“ Wenn an der Westküste der Abend hereinbricht, dann ist der neue Tag, je mehr man sich anstrengt, den Blick über den Pazifik schweifen zu lassen, dort schon längst in vollem Schwung.