Medizin

Notfallverhütung: „Pille danach“ wird Sache der Apotheker

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Bald soll es die „Pille danach“ rezeptfrei in der Apotheke geben, hat die EU-Kommission beschlossen. Nun melden sich die deutschen Frauenärzte und der Apothekerverband zu Wort. Es geht um die Frage, wer Frauen so beraten kann, dass Risiken bei der Einnahme ausgeschlossen werden.

Erschien die Rezeptfreiheit der „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, die in der vergangenen Woche nach einem Entscheid der EU-Kommission auch für Deutschland gilt, zunächst wie ein Konfliktfeld, das vor allem Ethiker beschäftigen würde, so wird jetzt deutlich, dass es dabei maßgeblich um einen Interessengegensatz von Frauenärzten und Apothekern gehen wird. Das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, der Entscheidung der EU-Kommission folgen zu wollen und das deutsche Recht schnellstmöglich anzupassen. „Eine qualitativ gute Beratung auch in den Apotheken“ sei nun „der richtige Weg“.

Die deutschen Frauenärzte positionierten sich mit scharfer Kritik: Eine „medizinisch kompetente, sorgfältige und vertrauliche Beratung in der Apotheke“ zu den mit der Einnahme verbundenen Fragen sei nicht möglich, heißt es in einer Mitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Die Rezeptpflicht und die frauenärztliche Beratung haben dazu beigetragen, dass Deutschland in Europa und weltweit mit seiner niedrigen Rate an Schwangerschaftsabbrüchen einen Spitzenplatz einnimmt. In allen anderen Ländern ist die Schwangerschaftsabbruchrate vor allem auch bei Teenagern um ein Vielfaches höher“, positioniert sich der Verband. Bei der Beratung in den Praxen sei es bisher auch um Nebenwirkungen des Präparates, um die weitere Verhütung während des laufenden Zyklus und um die Frage, ob das Medikament überhaupt notwendig sei, gegangen. Expertengesprächen gemeinsam mit den Apothekern wollen sich die Gynäkologen aber nicht verschließen.

Verhinderung des Eisprungs

Die Apotheker hingegen begrüßten die Entscheidung. „Ohne Rezeptpflicht könnten wir den Frauen noch schneller weiterhelfen. In den wohnortnahen Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen und flächendeckenden Nacht- und Notdienst erhalten Frauen die ‚Pille danach‘ umgehend“, sagte Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer.

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Ulipristalacetat, das als Produkt „EllaOne“ seit 2009 auf dem Markt ist, verhindert den Eisprung, so dass es nach dem Geschlechtsverkehr nicht zur Vereinigung von Ei- und Samenzelle kommen kann. Ob das Mittel auch „abtreibende“ Wirkung hat, indem es die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass das frühe Mehrzellstadium sich nicht einnisten kann, ist umstritten. Die zweite, ältere „Pille danach“, Pidana (Wirkstoff Levonorgestrel), ist in vielen europäischen Ländern schon seit Jahren rezeptfrei erhältlich, bisher aber nicht in Deutschland.