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Borussia Dortmund, Sanochemia, Nanogate: Nebenwerte lohnen einen Blick für Anleger

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Auf der Frühjahrskonferenz der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) diskutieren Unternehmer mit Analysten, Investoren und Journalisten. Wir haben sechs Vertreter von Nebenwerten am deutschen Aktienmarkt getroffen.

„>Die Börsengeschichte von Borussia Dortmund ist zunächst eine ziemliche Katastrophe gewesen. Von einem Ausgabepreis von 11 Euro je Aktie im Jahr 2000 fiel der Kurs im Jahr 2009 auf weniger als 1 Euro. Daraus den Schluss zu ziehen, Börse und Fußball passen nicht zueinander, ist falsch.

Der Verein hat sich vor knapp zehn Jahren an den Rand der Insolvenz gewirtschaftet. Seither befindet sich die Borussia Dortmund GmbH &amp- Co. KGaA auf dem Pfad der Tugend. Die Verschuldung wurde von mehr als 200 Millionen Euro auf nun knapp mehr als 40 Millionen Euro gesenkt. Neue Schulden will der Verein nicht mehr aufnehmen. Bis 2026 soll der Verein im Rahmen bestehender Kreditverträge schuldenfrei werden. Auch nach dem ablösefreien Abgang des Stürmers Robert Lewandowski zu Bayern München sollen keine kreditfinanzierten Transfercoups mehr getätigt werden.

Der BVB-Aktie hat die Solidität der vergangenen Jahre genutzt. Am Freitag zahlten Anleger mit 3,85 Euro für die Aktie so viel wie nur selten in den vergangenen 12 Jahren. Der Börsenwert bleibt mit 235 Millionen Euro aber angesichts eines zuletzt auf 54 Millionen Euro gestiegenen Jahresüberschusses eher niedrig. Dies sehen zumindest die Analysten von M.M.Warburg, LBBW und Equinet so, die einhellig zum Kauf raten. Einen kräftigen Bewertungsabschlag gibt es für die schlechte Kalkulierbarkeit des fußballerischen Erfolgs. Ohne Champions League lässt sich für einen Fußballverein in Deutschland kaum Geld verdienen, heißt es in der Branche. Dortmund ist nächstes Jahr wieder dabei. Die wirtschaftliche Substanz wird nur von Bayern München übertroffen. Dahinter kommt lange nichts, so dass dem Verein gute Chancen eingeräumt werden, auch in den nächsten Jahren wieder in der Champions League zu spielen. Einen Geldsegen wie ihn zuletzt Hertha BSC Berlin durch den Einstieg des Finanzinvestors KKR mit 60 Millionen Euro oder Bayern München durch ein Allianz-Engagement von mehr als 100 Millionen Euro erhalten haben, ist auch für Dortmund nicht auszuschließen. Ein solcher Einstieg eines Investors wäre dank der Börsennotierung über eine Kapitalerhöhung denkbar.

Progress-Werk Oberkirch: Hohe Expertise als Autozulieferer

Progress-Werk Oberkirch ist ein klassischer, deutscher „Hidden Champion“. Einer breiten Öffentlichkeit wenig bekannt, in seinem Spezialgebiet jedoch von globaler Bedeutung. Das Unternehmen aus dem badischen Oberkirch bei Straßburg liefert der Autoindustrie hochkomplexe Metallteile für Autositze, Motorengehäuse oder Airbags. Zu den Kunden gehören mit Daimler, BMW, Porsche und Audi alle deutschen Premiumhersteller. Da eine schnelle Verfügbarkeit der Teile nötig ist, baut Progress-Werk Oberkirch seine Fabriken dort, wo auch die Autoindustrie hingeht. „Wir sind den Weg der Globalisierung schon 1997 gegangen und haben in Kanada eine Gesellschaft übernommen“, sagt Bernd Bartmann, Finanzvorstand des Unternehmens. „Seither kamen Werke in Mexiko, der Tschechischen Republik und China hinzu.“ Ein Montagewerk im Norden von China vor den Türen von BMW ist geplant. Unlängst hat das Unternehmen dazu erstmals eine Finanzierung über ein Schuldscheindarlehen abgeschlossen und nicht über einen klassischen Bankkredit. „Das Investoreninteresse war überwältigend, die Emission war fünffach überzeichnet, und wir haben nach vier Tagen die Bücher geschlossen“, sagt Bartmann. Statt 30 wurden 60 Millionen Euro für fünf und sieben Jahre aufgenommen zu Zinsen von nur gut 2 Prozent.