
Der deutsche Aktienmarkt ist schlecht in das Jahr 2014 gestartet. Das passiert selten und gilt als schlechtes Omen. Aber immerhin gab es in neun von fünfzehn Jahren mit Verlusten im Januar zum Jahresende ein Happy End.
Vor einem Monat schwelgten die Anleger noch in Optimismus. Nach zwei Aktienjahren hintereinander mit durchschnittlichen Kursgewinnen von jeweils mehr als 20 Prozent schienen für den Deutschen Aktienindex Dax 10.000 Punkte zum Greifen nahe. Nun haben der Dax wie auch der mit 100 Werten eine größere Marktbreite abbildende F.A.Z.-Aktienindex im Januar um 2,6 Prozent verloren. Im Februar haben die deutschen Aktienindizes ihre Verluste auf mehr als 4 Prozent seit Jahresanfang ausgeweitet. Vordergründig sind es die Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern, gepaart mit Wachstumssorgen um China, die zu den Kursrückgängen deutscher Aktien führen. Aber es gibt auch enttäuschende Unternehmensergebnisse und Ausblicke, etwa vom Softwarehersteller SAP. Und womöglich war einfach der Optimismus der Anleger zum Jahresstart einfach zu groß.
Auch an der amerikanischen Wall Street, der Weltleitbörse, geben die Kurse nach. Für die Aktienindizes Dow Jones und S&-P 500 stehen seit Jahresanfang Verluste von 7 und 5 Prozent zu Buche. Hier lässt sich der Optimismus der Anleger besser nachweisen. Andreas Hürkamp, der die Aktienstrategie der Commerzbank leitet, nennt das niedrige Verhältnis von Verkaufsoptionen (Put) zu den Kaufoptionen (Call) und die rekordhohen Aktienkäufe auf Kredit als gefährliche Signale für zu überschäumenden Optimismus der Anleger. Das niedrige Put-Call-Verhältnis an der Wall Street erinnere an die Jahre 2004 und 2011, in beiden Jahren beendete der S&-P 500 seinen Aufwärtstrend.
Anleger zeigen sich sorglos
Tatsächlich zeigt die geringe Nachfrage nach Verkaufsoptionen, mit denen sich Gewinne hätten absichern lassen, und die hohe Bereitschaft zum Aktienkauf auf Kredit eine gewisse Sorglosigkeit der schon am Aktienmarkt investierten Anleger. Daraus kann man schließen, dass die Anleger, die Investments am Aktienmarkt in Betracht ziehen, dort zu Jahresbeginn schon hoch investiert waren. Daher stellt sich die Frage, woher überhaupt noch zusätzliche Mittel kommen können, die am Aktienmarkt investiert werden.
Diese Frage stellt sich umso dringlicher, wenn plötzlich ein größeres Aktienpaket auf den Markt kommt wie im Fall des Fernsehsenders Pro Sieben Sat 1. Sieben Jahre nach ihrem Einstieg verkauften die Finanzinvestoren KKR und Permira ihre restlichen 36,3 Millionen Aktien für 1,26 Milliarden Euro. Dabei kamen sie mit einem blauen Auge davon. Im Einstiegsjahr kostete eine Aktie von Pro Sieben zwischen 16 und 24 Euro. Im Krisenjahr 2009 aber sank der Pro-Sieben-Kurs auf weniger als 1 Euro. Nun verkauften die Finanzinvestoren ihren Restbestand für 34,75 Euro je Aktie.
Dem Kurs der Pro-Sieben-Aktie hat dies seither erstaunlich wenig geschadet. Die Aktie hat seither nur rund 1 Euro verloren. Dies mag damit zu tun haben, dass der Streubesitz von Pro Sieben durch den Rückzug der Finanzinvestoren zugenommen hat. Vom Wert der Aktien, die nicht im Besitz von Großanlegern sind, hängt ab, wer vom M-Dax in den Dax aufsteigt. Hier hat Pro Sieben zusammen mit dem Technologiekonzern Gea und dem Chemikalienhersteller Brenntag derzeit die besten Karten. Mit einem Aufstieg in den Dax ist in der Regel ein höherer Aktienumsatz und eine größere Nachfrage internationaler Investoren verbunden.
Medienaktien als Kursverlierer
Und diese Nachfrage ausländischer Investoren stützt seit Monaten den gesamten deutschen Aktienmarkt. Ein Teil der Mittel, die aus den Schwellenländern abgezogen werden, landen hierzulande. Dies hat auch damit zu tun, dass die Konjunktur in Europa Tritt gefasst hat. Allerdings sind gerade Medienaktien wie Pro Sieben, Springer und auch RTL ein heißes Pflaster. So ist die Aktie des Bezahlfernsehsenders Sky im Januar der größte Kursverlierer im F.A.Z.-Aktienindex gewesen. Für die Analysten von Hauck &- Aufhäuser ist die Sky-Aktie immer noch viel zu teuer, wie sie am Donnerstag urteilten. Gerade hatte der Bezahlsender sein Geschäftsergebnis für das Gesamtjahr 2013 festgestellt und mit allerlei bilanziellen Rechenkünsten einen „operativen Gewinn“ dargestellt. Doch das Fazit der Analysten von Hauck &- Aufhäuser lässt an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig: „Sky braucht 5,8 Millionen weitere Abonnenten, das wäre ein Anstieg um 58 Prozent, damit der aktuelle Börsenwert gerechtfertigt wäre.“
