Medizin

Vogelgrippe – die „zweite Welle“

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Das Virus H7N9 breitet sich in China aus. Die WHO verzeichnet eine zweite Erkrankungswelle. Man befürchtet, dass das anstehende Neujahrsfest viele Menschen mit Geflügel in Kontakt bringen wird.

Das Vogelgrippe-Virus H7N9 breitet sich weiter in China aus. Am Freitag meldete die Hauptstadt Peking erstmals seit Monaten eine Infektion mit dem Erreger, wie das Staatsfernsehen CCTV berichtete. Alleine die ostchinesische Provinz Zhejiang registrierte seit Jahresanfang mehr als 40 neue Patienten mit H7N9. In der Provinz war im November zudem zum ersten Mal eine Infektion von Mensch zu Mensch nachgewiesen worden.

Wissenschaftler gehen jedoch weiter davon aus, dass lebendes Geflügel die Hauptursache für Infektionen mit H7N9 ist. „Es gibt keinen Hinweis auf eine dauerhafte Übertragung von Mensch zu Mensch“, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitgeteilt. Die Experten der WHO gehen allerdings von einer „zweiten Welle“ von Erkrankungen aus, die im Oktober begonnen hat und derzeit noch in vollem Gange ist. Zu einer „ersten Welle“ kam es zwischen Februar und Mai 2013 in China. Seitdem haben sich nach Schätzungen mehr als 200 Menschen mit dem Erreger infiziert. Mehr als 50 Patienten haben die Infektion nicht überlebt.

Betroffene sind jünger

Die WHO-Wissenschaftler haben die zweite Welle in einem aktuellen Report analysiert. Die Betroffenen sind demnach etwas jünger als bei der ersten Welle – im Mittel 52 Jahre statt 58 wie bei der ersten Welle. Nach wie vor sind vor allem Männer betroffen. Es gebe inzwischen auch mildere Verläufe, aber meistens zeige sich die Infektion noch immer mit einer schweren Lungenentzündung, heißt es bei der WHO. Die aktuelle Grafik der WHO zeigt deutlich die Zweigipfligkeit der Erkrankungsrate in China, mit einem zweiten Peak in diesem Winter, nachdem es Anfang 2013 eine erste Spitze mit besonders vielen Infektionen gegeben hatte.

Laboranalysen von Proben zeigen, dass das Virus wie auch bei der ersten Welle Anfang 2013 weiterhin auf Neuraminidase-Inhibitoren empfindlich reagiert, die somit als Medikamente in Frage kommen. Allerdings ist das Reservoir, das der Erreger vermutlich in Tierpopulationen hat, noch immer nicht zweifelsfrei eingekreist. Klar ist nur, dass die meisten Infizierten Kontakt zu lebendem Geflügel hatten. Mehrere Städte und Gemeinden in China haben den Handel mit lebendem Geflügel deshalb jetzt verboten. Am vergangenen Freitag untersagte auch die ostchinesische Millionenstadt Hangzhou Geflügelmärkte, erlegte den Zoos der Stadt strenge Regeln für ihre Vögel auf und verbot, Brieftauben fliegen zu lassen.

Der Virologe Li Lanjuan von einem landesweiten Expertengremium zur Eindämmung des Virus lobte die Schritte. „Diese Maßnahmen helfen die epidemische Übertragung einzuschränken“, sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Das Neujahrsfest macht Sorgen

Zudem machen sich Gesundheitsexperten um das anstehende chinesische Neujahrsfest Sorgen. Zu dem wichtigsten Feiertag des Landes reisen Millionen Chinesen durch das ganze Land zu ihren Familien. Das Neujahrsfest fällt in diesem Jahr auf den 31. Januar. Geflügel gehört traditionell zur Speisekarte für das Fest. Die Gesundheitsbehörden in China empfahlen, das Fleisch gut durchzukochen und kein Geflügel zu Hause zu schlachten.

Die WHO weist darauf hin, dass andere Vogelgrippeviren ein von den Jahreszeiten abhängiges Muster gezeigt haben und im Sommer seltener Ausbrüche bei Mensch und Tier hervorriefen als in den Wintermonaten. Es sei nach den bisherigen Erkenntnissen zu vermuten, dass diese Saisonalität auch für H7N9 gelte.