Medizin

Wie bleiben Patienten einer Therapie treu?

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Chronisch kranke Patienten nehmen die Medikamente, die ihnen verschrieben werden, oft nicht regelmäßig ein. Forscher erkunden nun Strategien, um die Therapietreue zu verbessern – zunächst bei Bluthochdruck.

Wenn man eine Therapie vereinfacht, beispielsweise weniger Tabletten auf einmal verordnet, lassen sich chronisch kranke Patienten leichter „bei der Stange halten“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Übersichtsstudie von Jan Matthes und Christian Albus von der Universität Köln, die im kommenden „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlicht werden wird (Jg. 111, Nr. 4). Die beiden Wissenschaftler haben eine Übersicht über Studien angefertigt, die die Therapietreue an Bluthochdruck Erkrankter überprüften und mögliche Strategien evaluierten. Neben einer Vereinfachung des Therapieschemas halten Matthes und Albus auch eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient für einen Erfolgsfaktor. Sie sollte Grundlage des Verordnungsgespräches sein, schreiben die beiden Autoren. Zudem könne man Arzneimittel so auswählen, dass sie auch möglichst wirksam sind, wenn der Patient sie nicht auf die vorgeschriebene Weise einnimmt.

Kalenderblister und Schulungsprogramme

Die Therapietreue liegt in Industrieländern bei chronischen Leiden oft nur bei fünfzig Prozent. Dosisabweichungen, Unregelmäßigkeit, bis hin zum Therapieabbruch – die Arten, wie Patienten in ihrem Verhalten dem verordneten Schema widersprechen, sind vielfältig. Inzwischen sind diverse Strategien entwickelt worden, mit denen man die Therapietreue versucht zu erhöhen. „Sehr heterogen“, seien diese Ansätze, schreiben die Kölner Wissenschaftler, sie reichen „vom Einsatz von Kalenderblistern bis zu komplexen Schulungsprogrammen“. Daneben hatten internationale Forschungsgruppen unter anderem Infobroschüren und die Empfehlung, Tagebuch zu führen, erprobt, außerdem EDV-basierte Managementprogramme, Telefonanrufe, Gruppentreffen und Einbindung von Verwandten.

62 Prozent der untersuchten Studien hatten allerdings tatsächlich eine Steigerung der Therapietreue zur Folge. In mehr als neunzig Prozent konnte durch die erhöhte Therapietreue auch der Bluthochdruck eingedämmt werden. Die Autoren der Übersichtsstudie fordern nun Untersuchungen in Deutschland, um zu überprüfen, wie man die Therapietreue vor dem Hintergrund des deutschen Gesundheitssystems verbessern kann.