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Der Dax ist reif für eine Pause

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Seit fünf Jahren steigen die Aktienkurse. Der Dax schlägt alle Rekorde. Jetzt werden die ersten Anleger nervös. Höchste Zeit für einen strengen Blick auf Deutschlands wichtigsten Aktienindex.

7.500, 8.000, 9.000 Punkte – der Dax hat in diesem Jahr viele Hürden locker übersprungen. Bis auf 9.400 Punkte ging es rauf, bevor in den vergangenen Tagen eine kleine Korrektur einsetzte. Aber noch immer liegt Deutschlands wichtigster Aktienindex 2013 mit 18 Prozent im Plus. Die Hausse an den Aktienmärkten dauert nun schon fünf Jahre.

Sie begann im März 2009, einige Monate nach der Lehman-Pleite. Damals stand der Dax bei nur 3.700 Punkten. Solch lange Kletterphasen sind selten. Maximal dauerten sie acht Jahre, wie von 1992 bis zum Jahr 2000 oder von 1982 bis 1990. Meist endeten sie aber schon nach fünf Jahren oder früher. Ist der Aufschwung also etwa bald vorbei, oder verlängert ihn die Niedrigzinsphase noch um einige Zeit? Die kritischen Stimmen mehren sich. So sieht etwa die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud, den Dax Ende 2014 unter dem jetzigen Niveau.

Die Politik der Fed als Hauptgrund für das Ende der Hausse

Als Hauptgrund für das Ende der Hausse sieht sie die Politik der amerikanischen Notenbank Fed an. Sie werde im nächsten Jahr ihre Anleihekäufe reduzieren und das vielleicht schon kommende Woche ankündigen. Das läutet die vorsichtige Abkehr von den rekordtiefen Zinsen ein, die der Haupttreiber für die steigenden Aktienkurse sind. Denn das viele billige Geld sucht eine Anlagemöglichkeit, und nur Aktien bieten noch attraktive Renditen. „Spätestens mit dem Ende der Anleihekäufe dürften Dividendentitel den Kursgipfel überschreiten“, sagt Traud.

Auch andere Analysten erwarten, dass die Fed-Politik im nächsten Jahr für unruhigere Zeiten an den Aktienmärkten sorgen werde. Wie stark diese Unruhen werden können, zeigte sich schon im Frühjahr, als die Fed erstmals ankündigte, die Käufe zu reduzieren: Die Aktienkurse brachen ein. „Der Börsenzug fährt 2014 weiter, aber viel hektischer als 2013“, sagt Andreas Hürkamp, Chefanlagestratege der Commerzbank. „Denn in den Vereinigten Staaten wird sich das Wirtschaftswachstum verdoppeln, der Häusermarkt boomt in einigen Regionen schon wieder, und die Kredite für den Kauf von Autos steigen rasant. Da wird die Notenbank reagieren müssen“, warnt Hürkamp.

Zum Ende des Jahres werde vermutlich nicht mehr über weniger Anleihekäufe, sondern sogar schon über Leitzinserhöhungen diskutiert werden. Das mögen die Aktienkurse gar nicht. Auf der anderen Seite steht Europa, wo mit der Deutschen Bank das erste Bankhaus erwartet, dass die Europäische Zentralbank mit Anleihekäufen beginnt, weil hier die Wirtschaft zwar aus der Rezession kommt, aber kaum wächst.

Der Chefstratege der BHF-Bank, Kai Franke, sieht die steigende Sorglosigkeit der Anleger kritisch. Die Kursschwankungen, gemessen am V-Dax, sind rekordtief. Wenn die Anleger voller Optimismus in den Aktienmarkt strömen, nähere sich ein Aufschwung erfahrungsgemäß seinem Ende. Allerdings ist das Bild nicht einheitlich. Die Abflüsse aus den Aktienfonds zeigten, das noch keine übertriebene Stimmung ausgebrochen sei. „Als in diesem Jahr bei 8100 Punkten das alte Hoch von 2007 nachhaltig überwunden wurde, ist gerade mal die große Skepsis gegenüber Aktien gewichen. Euphorie herrscht derzeit noch nicht“, sagt Franke.

Die langfristigen Markterwartungen sind positiv

Auch andere Kennzahlen, die Analysten häufig benutzen (siehe Links am Ende des Textes), zeigen noch nicht das Ende des mehrjährigen Aufschwungs. Dazu zählen weitere Indikatoren, die über Umfragen die Stimmung und die Erwartungen der Anleger und Unternehmen abfragen, wie etwa der Sentix- oder der Ifo-Index. Aber auch der Klassiker, das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Oder die Dividendenrendite im Verhältnis zum aktuellen Zinsniveau.

Sie signalisieren, wie es die Analysten auch erwarten: Aktien sind nicht mehr günstig, die langjährige Skepsis durch die Euro-Krise ist Optimismus gewichen, der aber noch nicht überschäumt. Die langfristigen Markterwartungen sind positiv. Das heißt: Die Aktienmärkte haben die leicht zu erzielenden Kursgewinne geschafft. Jetzt wird es unruhiger, die Korrekturen häufen sich. Aber per Saldo ist noch Luft nach oben.