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Die Börse hat Angst vor guter Konjunktur

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Positive Konjunkturdaten drücken die Kurse an Wall Street. Börsianer fürchten einen langsamen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik. Am Freitag könnte der Arbeitsmarktbericht für November die weitere Richtung bestimmen.

Die Börsianer an der Wall Street werden langsam nervös. Eine Reihe positiver Konjunkturdaten hat fünf Tage hintereinander für Kursverluste an den amerikanischen Börsen gesorgt. Am heutigen Freitag steht mit den Arbeitsmarktdaten für November ein weiteres wichtiges Puzzlestück der amerikanischen Wirtschaftslage bevor. Die Daten sind wichtig genug, dass sie die Richtung der Aktienkurse in den kommenden Wochen bestimmen können.

Am Donnerstag fiel der breitgefasste Aktienindex S&amp-P 500 um 0,4 Prozent auf 1785 Punkte. Der Rückgang in den vergangenen fünf Handelstagen ist mit 1,2 Prozent insgesamt nicht dramatisch, aber der stärkste Durchhänger seit September. Der Dow Jones ermäßigte sich am Donnerstag ebenfalls um 0,4 Prozent und schloss mit 15822 Zählern.

Nach der Rekordjagd der beiden Indizes in diesem Jahr dürften Wertpapierhändler einen Anlaß suchen, Teile ihrer mit Aktien gemachten Gewinne vor dem Jahresende auf die sichere Seite zu bringen. Börsen steigen in der Regel auch in einer Haussephase nicht ohne Rückschläge an. Angesicht eines praktisch ununterbrochenen Kursanstiegs seit Anfang Oktober ist die Wahrscheinlichkeit einer zwischenzeitlichen Korrektur gewachsen.

Immer noch 25 Prozent im Plus

Der S&amp-P 500 liegt trotz der jüngsten Einbußen in diesem Jahr immer noch um 25 Prozent im Plus. Den Anlaß zu einer kräftigeren Korrektur könnten nun die Arbeitsmarktdaten bieten. Fallen sie überraschend gut aus, wird die Erwartung steigen, dass die Notenbank Fed auf ihrer Sitzung Mitte diesen Monats einen langsamen Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik beschließt.

Derzeit erwirbt die Fed jeden Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 85 Milliarden Dollar, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Es ist langfristig zwar gut für Unternehmen und Aktienkurse, wenn die Wirtschaft wächst und Unternehmen Gewinne machen. Aber kurzfristig würde den Aktienmärkten ein wichtiger Treibstoff entzogen, an den sich alle gewöhnt haben – die niedrigen Zinsen.

An der Wall Street wird bereits spekuliert, dass ein positiver Arbeitsmarktbericht die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen über 3 Prozent treiben könnte. Am Donnerstag lag die Rendite bei 2,87 Prozent, der höchste Stand seit Mitte September. (Renditen festverzinslicher Papiere fallen, wenn deren Kurse fallen und umgekehrt.) „Die Stärke des Arbeitsmarktes im Oktober eröffnete wieder die Möglichkeit, dass die lockere Geldpolitik im Dezember gedrosselt wird“, sagte Joe LaVorgna, der für Amerika verantwortliche Chefökonom der Deutschen Bank.

Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters kalkulieren Ökonomen an der Wall Street für November im Durchschnitt mit 180.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft. Die Arbeitslosenquote dürfte demnach um 0,1 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent fallen. Am Donnerstag hatte das Handelsministerium bekannt gegeben, das die amerikanische Wirtschaft im dritten Quartal deutlich stärker an Schwung gewonnen hatte als erwartet.