
Die UBS, in der Krise schwer getroffen, hat ihre Strategie geändert und ihre Führung erneuert. Die Deutsche Bank will weiterhin eine der großen Universalbanken der Welt werden.
Mit dem Namen Axel Weber verbindet sich das Schicksal der Deutschen Bank und der schweizerischen UBS. Nach seinem unerwarteten Rücktritt vom Amt des Präsidenten der Deutschen Bundesbank im Frühjahr 2011 war Axel Weber als Nachfolger Josef Ackermanns in der Rolle des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank im Gespräch. Der Wechsel kam nicht zustande. Nachfolger Ackermanns wurden mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen zwei Männer, die schon unter Ackermann führende Positionen in der Bank eingenommen hatten.
Jain und Fitschen sprechen von einem Kulturwandel und propagieren eine „Strategie 2015 plus“. Sie sieht neben der in der Branche unausweichlichen Reduzierung von Kosten und Risiken und der Stärkung des Eigenkapitals durchaus einige Änderungen am alten Geschäftsmodell vor, darunter eine Bündelung der Kräfte in der Vermögensverwaltung. Grundsätzlich aber hält die Deutsche Bank an ihrer strategischen Ausrichtung der vergangenen Jahre fest: Sie will eine der bedeutendsten Universalbanken der Welt werden und sieht sich weiterhin als eine der führenden Investmentbanken in der Welt.
Weber wurde derweil Vorsitzender des Verwaltungsrats der schweizerischen UBS. In Zürich trat er in ein Haus ein, das vor der Krise als eine der besten Banken der Welt gegolten hatte. Ackermann hatte vor der Krise die UBS sogar als eine Art Vorbild für die Deutsche Bank bezeichnet. Umso überraschender war die Wucht, mit der die Krise die Nummer eins unter den Schweizer Banken traf. Wahre Abgründe taten sich auf.
Die staatliche Rettung der größten Schweizer Bank
Die UBS in der Schweiz war eine der ersten internationalen Banken, welche die amerikanische Immobilienkrise bis ins Mark traf. Schon 2007 drehte der Gewinn des Vorjahres von 11,5 Milliarden in einen Verlust von gut fünf Milliarden Franken. Danach blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Personell folgten im Vorstandsvorsitz auf den 2007 zurückgetretenen Peter Wuffli die Krisenmanager Marcel Rohner, Oswald Grübel und nach der Abodoli-Affäre 2011 Sergio Ermotti. An der Spitze des Verwaltungsrats kam es ebenfalls zu drei Wechseln. Peter Kurer löste im Mai 2008 Marcel Ospel ab.
Ospel, der Hauptverantwortliche für das UBS-Desaster, war schon abgetreten, als Regierung und Notenbank der Schweiz am 16. Oktober 2008 im Sog der Lehman-Pleite die größte Bank des Landes auffangen mussten. Heute weiß man, dass der Kraftakt ein glückliches Ende fand. Schon im Sommer 2009 konnte sich die Regierung wieder zurückziehen und dabei aus ihrem Sechs-Milliarden-Franken-Einsatz einen unverhofften Gewinn von 1,2 Milliarden Franken (knapp eine Milliarde Euro) ziehen. Auch die „Bad Bank“ der UBS kam gut davon, die Nationalbank darf nach der Auflösung in diesem Jahr mindestens 3,5 Milliarden Franken Überschuss erwarten.
Ungeachtet des glücklichen Ausgangs war die staatliche Rettung der UBS für die Schweizer ein Schlag, der bis heute nachwirkt. Die Schockwellen wurden noch verstärkt, als ruchbar wurde, in welchem Ausmaß UBS-Banker Steuerhinterziehern in den Vereinigten Staaten beim Verstecken der Vermögen geholfen hatten.
UBS will sich auf Kerngebiet zurückbesinnen
2009 wurde zu einem Entscheidungsjahr: Die UBS zahlte eine Buße von 780 Millionen Dollar und lieferte nahezu 5000 Kundendaten an die Amerikaner. Wegen dieser Altlasten-Aktion steht die Bank im Gegensatz zur Konkurrenz nicht mehr im Visier des amerikanischen Justizministeriums, aber ihre Sünden leiteten das Ende des Bankgeheimnisses in der Schweiz ein.
Von der in der Woche von der EU-Kommission verhängten Bußen wegen der Manipulation von Zinssätzen blieb die UBS verschont, weil sie als Kronzeugin aussagte. Ansonsten hätte die UBS hierfür sogar 2,5 Milliarden Euro aufbringen müssen, während die Deutsche Bank 725 Millionen Euro zahlen muss. Sünden lassen sich schlecht gegeneinander aufrechnen. Aber die bessere Entwicklung ihres Aktienkurses dürfte nicht damit zu erklären sein, dass die Anleger die UBS für tugendhafter hielten als die Deutsche Bank. Eine globale Bank in der Rückbesinnung auf ihr Kerngebiet Vermögensverwaltung, mit sauberen Geschäften und dennoch hervorstechenden Renditen: Diesen Anspruch versucht die UBS-Führungsmannschaft in die Tat umzusetzen, obwohl sie in zahlreiche Rechtshändel auch aus der jüngeren Vergangenheit verwickelt ist. Weber und Ermotti wollen, nicht zuletzt unter dem Druck der Aufsichtsbehörden, den Weg weisen. Hierzu gehört, dass die Bank kräftig zurechtgestutzt wird und das Investmentbanking eingedampft wurde. Betroffen ist in erster Linie der Verkauf von Anleihen, der einst mit amerikanischen Hypothekenpapieren aus dem Ruder gelaufen war.
Neben der Verkleinerung der Risikopositionen sollen Kapitalanreicherungen die UBS wieder zu einer der stärksten Banken in der Welt machen. „Too big to fail“ – diese Gefahr wird auch in anderer Hinsicht vermindert. Die Aufseher dringen auf eine Abtrennung des essentiellen Inlandsgeschäfts vom Rest der Bank. Der Credit Suisse hat schon reagiert, die UBS arbeitet daran.
Umgang mit der amerikanischen Konkurrenz
Sehr verschieden ist auch die Tonalität, mit der die führenden Vertreter der Deutschen Bank und der UBS auf die Folgen der Krise und die neuen Regulierungen reagieren. Ob Weber, der schon als Wirtschaftsprofessor dezidiert marktwirtschaftliche Positionen vertrat, alle Regulierungen in seinem Inneren gutheißt, ist eine Frage. Aber in der UBS weiß man, dass ein Kollaps der Bank die Schweiz auf ungeheure Weise fordern würde. Daher gibt man sich geläutert. Die Deutsche Bank hat eine Kultur des Klagens entwickelt – sei es über Regulierungen insgesamt, wie der jüngste Disput zwischen Fitschen und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble belegt, über Vorhaltungen, die Bilanzsumme der Deutschen Bank (die eine der größten Bilanzsummen der Welt hat) sei im Verhältnis zum Eigenkapital zu groß, über amerikanische Forderungen, dort unmittelbar Eigenkapital für in Amerika betriebene Geschäfte zu hinterlegen.
Die Strategien der UBS und der Deutschen Bank unterscheiden sich auch im Umgang mit der amerikanischen Konkurrenz. Mit dem Rückzug aus dem Investmentbanking vermeidet die UBS den frontalen Wettbewerb mit den Riesen aus der Wall Street. Sie begegnet ihnen zwar auf dem Markt für Vermögensverwaltung, aber dort wird weniger sichtbar gefochten. Mit ihrem Anspruch, eine führende internationale Universalbank und eine international führende Investmentbank zu sein, legt sich die Deutsche Bank nicht nur mit einer Investmentbank wie Goldman Sachs an, sondern auch mit global agierenden Universalbanken wie J.P. Morgan und Citi. Amerikanische Konkurrenten, die namentlich nicht genannt werden wollen, verweisen trotz aller Erfolge der Deutschen Bank auf zwei strategische Schwächen: Erstens ist der deutsche Heimatmarkt der Deutschen Bank sehr viel kleiner als der amerikanische Heimatmarkt von J.P. Morgan &- Co. Und zum Zweiten wird die Deutsche Bank in der Wall Street immer als Auslandsbank wahrgenommen werden, auch wenn sie viele tausend Amerikaner beschäftigt.
Das Urteil der Börse sieht so aus: Die Deutsche Bank ist dort 34 Milliarden Euro wert, die UBS 51 Milliarden Euro, Goldman Sachs 57 Milliarden Euro und J.P. Morgan 154 Milliarden Euro.
