
Die EU-Kommission hat Banken zu einer Milliarden-Strafe für Zinsmanipulationen verdonnert. Die Geldhäuser können sie zumeist leicht zahlen. Sie verdienen vielfach gut und haben vorgesorgt.
Die EU-Kommission verhängt wegen Zinsmanipulationen Geldbußen in Rekordhöhe. Sechs Banken müssen in die Kasse greifen und insgesamt gut 1,7 Milliarden Euro berappen. Wirklich hart trifft das die Mehrheit der nun verurteilten Geldhäuser gleichwohl nicht. Denn sie verdienen häufig wieder ordentlich oder haben schon vorgesorgt und riesige Rückstellungen in ihren Bilanzen gebildet für alle möglichen Rechtsstreitigkeiten, die direkt und mittelbar mit der Finanzkrise zusammenhängen.
Letzteres gilt zum Beispiel für die Deutsche Bank. Sie muss mit insgesamt 725 Millionen Euro die größte einzelne nun erteile Geldbuße zahlen. Zwar hat der deutsche Branchenprimus im dritten Quartal unter dem Strich nur 18 Millionen Euro verdient. Der Mini-Gewinn liegt aber vornehmlich auch daran, dass das Geldhaus noch mehr Geld für genau solche Urteile wie das nun im Libor-Skandal ergangene zurückgelegt hat. Mehr als 4 Milliarden Euro hält die Deutsche Bank für ihre anhängigen Krisen-Streitigkeiten vor. „Die Vergleichssumme ist bereits weitestgehend in den Rückstellungen der Bank für Rechtsstreitigkeiten berücksichtigt“, teilt die Bank nun mit. Weitere Rückstellungen in größerem Umgang seien nicht erforderlich.
Amerikas Großbank Citigroup verdiente im vergangenen Quartal netto mehr als 3 Milliarden Dollar – da fallen die nun von der EU-Kommission verhängten 70 Millionen Euro Libor-Buße kaum ins Gewicht. Gleichwohl gilt: Die Strafe bemisst sich nicht an dem, was die Bank verdient, sondern nach der Dauer des vermuteten Vergehens, wie die Kommission auf ihrer Internetseite aufschlüsselt.
Die ebenfalls mit einer Buße belegte französische Bank Société Générale verdiente in den Monaten Juli, August und September mehr als ein halbe Milliarde Euro. Im Verhältnis dazu machen sich die nun verhängten 450 Millionen Euro stärker bemerkbar: Sozusagen hätte sie nun drei Monate für die Strafe gearbeitet. Tatsächlich hat aber auch die Société Générale vorgesorgt und kann auf eine 700 Millionen Euro hohe schon vorgenommene Rückstellung für Libor/Euribor-Strafen zurückgreifen.
Eher bemerkbar macht sich die Strafe für die britische Royal Bank of Scotland. Sie brach während der Finanzkrise beinahe zusammen und wurde mit 45 Milliarden Pfund gerettet und teilverstaatlicht. Zwar verringerte sie gerade ihren Verlust gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent auf 828 Millionen Pfund – davon kann sie die 390 Millionen Euro Geldbuße aber nicht zahlen.
Für Amerikas größtes Geldhaus JP Morgan bedeuten die nun zu zahlenden 80 Millionen Euro eher „Peanuts“. Die Bank wies für das dritte Quartal zwar einen Fehlbetrag von 380 Millionen Dollar aus. Sie einigte sich allerdings gerade mit Amerikas Justiz auf einen zweistelligen Milliardenbetrag als Vergleich für Fehlverhalten vor der Finanzkrise – dagegen fällt die nun verhängte Buße wenig ins Gewicht. Außerdem veröffentlichte die Bank gerade erst, dass sie gesetzliche Reserven in Höhe von 23 Milliarden Dollar vorhält.
