Finanzen

Credit Suisse spaltet Investmentbank ab

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Die Schweizer Bank will das Kredit- und Einlagengeschäft von den Risiken des Investmentbankings abschotten. Die Deutsche Bank aber ist gegen das Trennbankenmodell.

Mit der Bildung neuer rechtlicher Einheiten reagiert die Schweizer Großbank Credit Suisse auf die Vorgaben der Aufsichtsbehörden, die riskante Kapitalmarktaktivitäten von dem klassischen Kundengeschäft trennen wollen. Politiker und Aufseher rund um die Welt wollen vermeiden, dass Großbanken wie in der Finanzkrise durch den Staat gerettet werden müssen. Das Kredit- und Einlagengeschäft soll deshalb von den Risiken des Investmentbankings abgeschottet werden. Große Banken, die in ihren Ländern als systemrelevant gelten, müssen nicht nur mehr Eigenkapital und Liquidität vorhalten, sondern auch Abwicklungspläne für Notfälle erarbeiten.

Darüber hinaus hat die deutsche Regierung ein Trennbankengesetz verabschiedet, in dem der Eigenhandel oder die Finanzierung von Hedgefonds in separate Einheiten ausgelagert werden müssen. Diese sollen im Notfall separat abgewickelt werden, ohne dass der Steuerzahler einspringen muss, um die Einlagen der Kunden zu retten. In Brüssel hat eine Expertengruppe um den finnischen Notenbankgouverneur Erkki Liikanen Vorschläge erarbeitet, die auf EU-Ebene eingeführt werden können. Diese gehen weiter als das deutsche Gesetz und hätten für die Deutsche Bank tiefgreifende Konsequenzen, weil sie dann auch das Wertpapiergeschäft im Kundenauftrag (Market Making) ausgliedern müsste.

Neuordnung soll Effizienzsteigerung bringen

Die Credit Suisse will das nun vorgelegte Konzept von Mitte 2015 an in die Tat umsetzen, wie sie am Donnerstag ankündigte. Im jüngsten Quartalsbericht hatte die UBS über ähnliche Pläne berichtet. Sie plant dabei wie die Credit Suisse für das Geschäft in der Schweiz eine eigene Tochtergesellschaft, die ebenfalls Mitte 2015 starten soll. Das Investmentbanking bliebe außen vor und würde separat geführt. „Mit einer Verbesserung der Sanier- und Liquidierbarkeit geht im Schweizer Bankengesetz außerdem die Möglichkeit einer Erleichterung der Anforderungen an die Eigenmittel einher“, hofft die Credit Suisse.

Die Bank will mit der Neuordnung darüber hinaus eine Vereinfachung und Effizienzsteigerung erreichen. Unterhalb der künftigen Holding, der Credit Suisse Group AG mit Sitz in Zürich, wird in der Schweizer Tochtergesellschaft das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft samt Vermögensverwaltung gebündelt. Daneben werden die beiden Tochtergesellschaften in London, die für das europäische Investmentbanking zuständig sind, in einer Einheit zusammengeführt. In den Vereinigten Staaten ist geplant, die Credit Suisse Securities um die Derivategeschäfte in Amerika zu erweitern, die derzeit noch in London gebucht werden. Für die wichtigen Infrastrukturaufgaben einer Bank wie zum Beispiel die Informationstechnologie sollen in der Schweiz und den Vereinigten Staaten zwei getrennt kapitalisierte Einheiten entstehen.

Deutsche Bank ist gegen die Trennbankenpläne

Sobald der neue Rechtsrahmen steht, will die Credit Suisse Group AG Anleihen emittieren, die in Krisenfällen zwangsweise in Eigenkapital gewandelt werden. Die Credit Suisse hat solche „CoCo Bonds“ schon aufgelegt. Das sogenannte „Bail-in“ der Gläubiger wird nach den Plänen der Aufseher künftig der Abwicklung von Banken vorgeschaltet. Die Holding soll die Tochtergesellschaften mit Kapital versorgen. Falls dieses in Notfällen nicht ausreicht, entscheide die Finanzmarktaufsicht in Bern über einen „Bail-in“. Analysten äußerten sich überwiegend positiv. Helvea-Analyst Tim Dawson sieht zwar materiell vorerst keine Vor- oder Nachteile, lobt aber die leichtere Steuerung und bessere Transparenz der Großbank nach der Neuorganisation. Der Berner Wirtschaftsprofessor Peter Kunz glaubt nicht, dass die Credit Suisse durch die klarere Struktur Eigenkapital sparen kann.

Der Ko-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hatte sich in dieser Woche wieder gegen die Trennbankenpläne gewandt. Deutschlands größte Bank verteidigt ihr Geschäftsmodell der Universalbank, die das klassische Kundengeschäft mit dem Investmentbanking vereint. Globale Universalbanken seien gerade für Deutschland als Partner der Wirtschaft unverzichtbar. Die Bedeutung des Investmentbanking als Voraussetzung für mehr Wachstum müsse wieder erkannt werden. Jedoch dürfte der Deutschen Bank, die als „zu groß, um zu scheitern“ („too big to fail“) gilt, die Argumentation schwerer fallen, wenn die Schweizer Großbanken mit der Abspaltung des Investmentbanking kein Problem haben.